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in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Eindruck machte,
so liebh iebh das Feuer sehweigen und sendete den Oberst-Lieutenant
v. Bronsart vom Generalstabe als Unterbändler mit weiber Pahne ab,
der Armee und Festung die UÜbergabe antragend. Ihm begegnete be—
reits ein bairiseher Offizier, der mir meldete, dab ein französiseher Unter-
händler mit weiber Pabne am Thore sieh gemeldet habe. Der Oberst-
Lieutenant v. Bronsart wurde eingelassen, und auf seine PFrage nach
dem General en chef ward er unerwartet vor den Kaiser geführt, der ibm
sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der RKaiser fragte,
was für Aufträge er habe, und zur Antwort erbielt: „Armee und
Festung zur Ubergabe aufzufordern“, erwiderte er, dab er sich dieser-
halb an den General v. Wimpffen zu wenden habe, der für den
verwundeten Mac Mahon soeben das Kommando übernommen habe, und
dab er nunmehr seinen General-Adjutanten Reille mit dem Briefe an
mieh absenden werde. Es war 7 Uhr, als Reille und Bronsart zu mir
kamen; letzterer kam etwas voraus, und dureh ihn erfubren wir
erst mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Du kannst Dir
den Eindruek denken, den es auf mieh vor allem und alle machte
Reille sprang vom Pferde und übergab mir den Brief seines Kaisers
hinzufügend, daß er sonst keine Aufträge habe. Noch ehe ieh den
Brief öffnete, sagte ich ihm: „Aber ieh verlange als erste Bedingung,
daß die Armee die Waffen niederleges“ Der Brief fängt so an:
„Nayant pas pu mourir à la tôte de mes troupes, je dépose mon
épée à Votre Majesté“, alles weitere mir anheimstellend. Meine Ant-
wort war, daß ieh die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung
eines Be vollmächtigten ersuehe, mit dem die Übergabe abzuschlieben
sei. Nachdem ieh dem General Reille den Brief übergeben hatte,
sprach ieh einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und s0
endigte dieser Akt. Ieh bevollmächtigte Moltke zum Unterbändler und
gab Bismarek auf, zuruekzubleiben, falls politisohe Pragen zur Sprache
kãmen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Strabe
überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Pruppenzuge be-
grüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend
Alles hatte Lichter angezundet, s0 dab man zeitweise in einer unvor—
bereiteten Illumination fuhr. Um 11 Ubr war ich hier und trank mit
meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solebes Dreignis er-
kämpfte. Da ieh am NMorgen des 2. noch keine Meldung von Noltke
über die UÜbergabeverbandlungen erhalten hatte, die in Donchry statt-
finden sollten, so fuhr ieh verabredetermahen nach dem Sceblachtfeld
um 8 Ubr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine