Full text: (Für die sechste Klasse) (Abteilung A, [Schülerband])

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12 Aus deutscher Vergangenheit und Gegenwart. 
geritten waren, in sich zu fassen. Als die Festlichkeiten beendet waren, 
lohnte Otto einem jeden der Großen mit reichlicher Gunst und großen 
Geschenken, und froh kehrten alle in ihre Äeimat zurück. 
Ein Fest wie dieses hatten die deutschen Völker bis dahin nie ge¬ 
sehen. Die Krönungsfeier gab gleichsam dem Baue, den König Hein¬ 
richs I. Taten begründet hatten, die Weihe. Die Vereinigung aller 
deutschen Stämme unter ein Äaupt fand hier ihren öffentlichen Aus¬ 
druck; also ward die Gründung des deutschen Reiches in seiner ersten 
Gestalt festlich begangen. Wilhelm Giesebrecht. 
6. Die Äansa. 
Die Vereinigung der norddeutschen Städte zur Äansa hat keinen 
eigentlichen Geburtstag; ebenso wenig als auf ein festes Datum läßt 
sich ihre Entstehung auf ein bestimmtes einzelnes Ereignis zurückführen. 
Die Äansa war, ehe sie ein Bund deutscher Städte ward, eine Ver¬ 
einigung deutscher Kaufleute, die über Land und Meer zogen, um die 
Waren an ihrem Arsprungsquell zu holen. War es schon in der Äeimat 
üblich, sich in Gilden oder Innungen zu verbinden, so schien es noch 
mehr in der Fremde geboten, die gemeinsame Niederlassung zum Mittel¬ 
punkt der „Äansa" zu machen, zu der die Kaufleute zusammentraten. 
Aber alles, Besitztum, Äandel und Verfassung, wäre auf schwachem 
Grunde errichtet gewesen, wenn sich nicht die Niederlassung des Schutzes 
und der Privilegien des fremden Herrn, in dessen Lande man weilte, 
zu erfreuen gehabt hätte. Freiheiten aller Art, besonders Zoll- und 
Handelsbegünstigungen, hatten die verbündeten Kaufleute sich im fremden 
Lande mit schwerem Gelde erkauft und durch Amsicht und Klugheit trotz 
aller Gefahren zu erhalten verstanden. 
Auf sich selbst gestellt, haben die norddeutschen Kaufleute ihre Er¬ 
folge errungen und inmitten einer kriegerischen und rechtlosen Zeit in 
ihren Einungen das Mittel gefunden ihrem Stande Ansehen und ihren 
Unternehmungen Sicherheit zu verschaffen. 
Am frühesten ist diese Vereinigung deutscher Kaufleute in England 
aufgetreten, wo wir schon um das Jahr 1000 „die Leute des Kaisers" 
in einer bevorzugten Stellung und zu einer dauernden Verbindung ver¬ 
einigt sehen. Am die Mitte des 12. Jahrhunderts hatten die Kölner 
bereits eine eigene Gildhalle in London, die sich bald zum Vorort der 
Deutschen erhob und jeden, der dort Handel treiben wollte, zum Ein¬ 
tritt zu nötigen wußte. Alsbald scharten sich auch aus westfälischen 
Städten, wie Dortmund, Soest und Münster, aus den niederländischen,
	        
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