und in den Speicher trugen, nahm der Hirt einen Sack voll
Asche und streuete sie rings um den Baum herum aus. Den
andern Morgen mit Tagesanbruch eilte er zur Stelle hin; der
Baum war richtig leer gepflückt, und er sah unten in der
Asche die Spuren von vielen Gänsfüssen eingedrückt. Da
lachte der Hirt und spottete, dass der Zwerge Geheimnis
verraten war. Bald aber zerbrachen und verwüsteten diese
die Häuser und flohen tiefer in den Berg hinab, grollten dem
Menschengeschlecht und versagten ihm fortan ihre Hilfe.
Jener Hirt aber, der sie verraten hatte, wurde siech und
blödsinnig bis an sein Lebensende. Grimm.
14. Die Boten des Todes.
1. Vor alten Zeiten wanderte einmal ein Riese auf der
großen Landstraße; da sprang ihm plötzlich ein unbekannter Mann
entgegen und rief: „Halt, keinen Schritt weiter!" „Was!" sprach
der Riese, „du Wicht, den icb zwischen den Fingern zerdrücken
kann, du willst mir den Weg vertreten? Wer bist du, daß du
so keck reden kannst?" „Ich bin der Tod," erwiderte der andere,,
„mir widersteht niemand, und auch du mußt meinen Befehlen
gehorchen." Der Riese aber weigerte sich und fing an, mit dem
Tode zu ringen. Es war ein langer, heftiger Kämpf; zuletzt
aber behielt der Riese die Oberhand und schlug den Tod mit der
Faust nieder, daß er neben einem Stein zusammensank.
2. Der Riese ging seiner Wege, und der Tod lag da besiegt
und war so kraftlos, daß er sich nicht wieder erheben konnte.
„Was soll daraus werden," sprach er, „wenn ich in der Ecke
liegen bleibe? Es stirbt niemand mehr auf Erden, und sie wird
so mit Menschen angefüllt, daß sie nicht mehr Platz haben, neben
einander zu stehen."
3. Indem kam ein junger Alaun des Weges, frisch und
gesund, sang ein Lied und warf die Augen hin und her. Als
er den Halbohnmächtigen erblickte, ging er mitleidig heran, richtete
ihn auf, flößte ihm aus seiner Flasche einen stärkenden Trunk
ein und wartete, bis er wieder zu Kräften kam. „Weißt du
auch," fragte der Fremde, indem er sich aufrichtete, „wer ich bin,
und wein du wieder auf die Beine geholfen haft?" „Rein,"
antwortete des Jüngling, „ich kenne dich nicht." „Ich bin der
Tod," sprach er, „und verschone niemand und kann auch mit dir
keine Ausnahme machen. Damit du aber siehst, daß ich dankbar
bin, so verspreche ich dir, daß ich dich nicht unversehens über¬
fallen, sondern dir erst meine Boten senden will, bevor ich komme
und dich abhole." „Wohlan, sprach der Jüngling, immer ein
Gewinn, daß ich weiß, wann du kommst und so lange wenigstens