Full text: [Teil 1 = Für die unteren Kurse, [Schülerband]] (Teil 1 = Für die unteren Kurse, [Schülerband])

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liebes Kind behüten möge, nahn: seine Armbrust, spannte sie, 
legte den Pfeil ans und steckte noch einen zweiter: in sein Koller. 
Der Landvogt selber legte den: Kind dei: Apfel aufs Haupt. 
Tell zielte und schoß ihn glücklich den: Kinde von: Scheitel. Der 
Landvogt wunderte sich über den nreisterhasten Schuß und lobte 
den Tell wegen seiner Kunst. „Aber eins," sprach erj „wirst 
du mir sagen: was bedeutet es, daß du den einen Pfeil in das 
Koller stecktest?" Tell erschrack und sprach: „Das ist so der 
Schützen Gewohnheit." Geßler aber wußte wohl, daß Tell etwas 
anderes in: Sinne gehabt hatte, und redete ihm gütlich zu: „Tell, 
nun sage mir fröhlich die Wahrheit und fürchte nichts. Du sollst 
deines Lebens sicher sein, aber die gegebene Antwort nehme ich 
nicht an." Da sprach Tell: „Wohlan, Herr, da Ihr mich meines 
Lebens versichert habt, so will ich Euch die volle Wahrheit sagen: 
„Hätte ich des Apfels auch gefehlt. Euer wahrlich würde ich mit 
diesen: zweiten-Pfeile nicht gefehlt haben." Darüber erschrack der 
Vogt und sprach: „Deines Lebens habe ich dich zwar versichert; 
weil ich aber deinen bösen Willen gegen mich erkannt habe, so 
will ich dich an einen Ort fahren lassen, wo du weder Sonne 
noch Mond sehen sollst, damit ich vor dir sicher sei." Hieraus 
ließ er ihn binden und auf ein Schiff führen; denn er wollte gen 
Brunnen fahren und von dort seinen Gefangenen über Land durch 
Schwyz ii: fein Schloß Küßnacht führen. 
e. Die Fahrt auf dem See. 
Als sie nun auf den: See waren, da entstand ein so unge¬ 
stümer Sturmwind, daß sie alle elend zu werden meinten. Da 
sprach der Diener einer zun: Landvogt: „Herr, ich sehe Eure 
und unsere Lebensgefahr; nun ist der Tell ein starker Mann und 
versteht sich gut darauf, mit einen: Fahrzeuge umzugehen; man 
sollte ihn jetzt in der Not gebrauchen." Sogleich wandte sich der 
Landvogt an Tell mit den Worten: „Wenn du dich getrauest, 
uns aus dieser Gefahr zu helfen, so wollt ich dich deiner Bande 
entledigen." Tell gab zur Antwort: „Ja, Herr, ich getraue uns 
mit Gottes Hilfe wohl zu retten." Also ward er losgebunden, 
trat an das Steuerruder und fuhr redlich dahin; doch lugte er 
allenthalben auf gute Gelegenheit zu entrinnen. Und als er der 
Felsenplatte nahe kam, welche seitdem den Namen Tellsplatte hat, 
ersah er seinen Vorteil und ermunterte die Knechte, fest anzu¬ 
ziehen, bis sie vor jene Platte kämen; denn dann hätten sie das 
Schlimmste überwunden. Also kamen sie der Platte nahe; da 
drückte er das Schiff mit Macht an den Felsen, erraffte sein 
Schießzeug, welches in: Schiff bei dem Steuerruder lag, und that 
einen Sprung hinaus auf die Platte; das Schiff« aber stieß er mit 
Gewalt weit hinter sich in den See zurück.
	        
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