Matthias Claudius: Abendlied.
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4. Das Wild im grünen Walde,
Der Vogel auf dem grünen Baum —
Sie priesen alsobalde
Den Vater über'm Sternenraum?
Es sumsete die Imme,
Das Würmchen seine Lust?
Und ich hätt' keine Stimme
Des Lobes in der Brust?
5. Nein, Vater aller Güte,
Du meiner Seele Freudenlicht,
Wie gern will mein Gemüte,
Doch meine Worte können nicht!
Wer mag dich würdig preisen,
Durch den die Welten sind?
Von dem die tiefsten Weisen
Kaum lallen wie ein Kind?
6. O Herr, laß mich auch heute
In deiner Liebe wandeln treu,
Daß ich der Sünden Beute,
Der Eitelkeiten Spiel nicht sei!
Laß mich nach deinem Bilde
Den Weg der Tugend gehn,
So wird der Tag mir milde,
So kommt der Abend schön.
215. Abendlied.
Von Matthias Claudius.
1. Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämm'rung Hülle
So traulich und so hold
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt!
3. Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
4. Wir stolze. Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
5. Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglich's trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
6. Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod;
Und wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du, unser Herr und unser Gott!
7. So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon' uns, Gott, mit Strafen
Und laß uns ruhig schlafen
Und unsern kranken Nachbar auch!