VII. Erd- und Völkerkunde.
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auf dem Neptun ebenfalls lebende organische Wesen gibt, obgleich er so weit
von uns entfernt ist, daß wir mit einem Eilzuge, welcher in der Sekunde
zwanzig Meter zurücklegt, ununterbrochen 7315 Jahre fahren müßten, um
dahin zu gelangen. Auch für diesen Himmelskörper ist die Sonne die be—
lebende und erhaltende Kraft; allein sie erscheint den Bewohnern daselbst
nicht größer als uns der Planet Jupiter in seiner günstigsten Stellung. Licht
und Wärme sind auf dem Neptun dreißigmal geringer als auf unserer Erde. —
Aber mit dieser Erkaltung der Sonnenoberfläche würden zugleich andere
Vorgänge eintreten, die plötzlich den Untergang aller Lebewesen auf der
Erde herbeiführen müßten. Wir meinen die Entstehung des Wassers auf
der Sonne. Daß auch die Sonne dereinst Wasser erhalten muß, steht außer
Zweifel. Die dafür nötigen Gase, Sauerstoff und Wasserstoff, sind heute
schon daselbst vorhanden, doch ist der Wärmegrad noch viel zu hoch, um
die Vereinigung dieser beiden Gase zu gestatten. Ist die Erkaltung der
Sonnenoberfläche aber in späteren Zeiten weit genug vorgeschritten, dann
wird und muß diese Vereinigung geschehen. Die Folge davon können wir
un chemischen Laboratorium beobachten. Wenn dort Wasserstoff und
Sauerstoff zu Wasser verbunden werden, entwickelt sich das sogenannte Knall—
gas mit plötzlicher und bedeutender Wärmeentwicklung. Dasselbe müßte
also auch auf der schon erkalteten Sonne eintreten, nachdem zuvor durch
Jahrtausende bereits das Menschengeschlecht auf der Erde sich an einen sehr
niederen Wärmegrad und an eine völlige Dunkelheit gewöhnt hätte. Und
o müßte dieses plötzliche Aufleuchten der Sonne mit einem Schlage alles
Arganisch: Leben der Erde vernichten. Es ist die Schilderung dieses Vor—
janges kein Hirngespinst. Wir haben ihn schon wiederholt am Himmel
bei anderen Sonnen beobachtet. Es sind gegenwärtig etwa zwanzig solcher
Fälle bekannt. Am besten beschrieben wurde zuerst jener, welchen der be—
rühmte Astronom Tycho de Brahe selbst beobachtete. Als dieser Gelehrte
am 11. November 1572 nachts aus seinem Laboratorium in die Wohnung
zurückkehrte, sah er einen hellglänzenden Stern an einem Punkte des Himmels,
wo er nie zuvor einen solchen beobachtete. Die Helligkeit war so be—
deutend, daß der Stern selbst am Tage sichtbar war und viele Menschen
auf den Straßen stehen blieben, die Fuhrleute ihre Wagen anhielten, um
das Wunder am Himmel zu betrachten. Der Stern nahm jedoch an
Glanz beständig ab und verschwand, nachdem er siebzehn Monate lang
sichtbar war und sich seine Farbe, die anfangs weiß gewesen, in Rot und
n Schlusse wieder in Weiß verwandelte, spurlos fur das freie Auge. Es
st allen zwanzig Fällen, die wir bis heute kennen, eigen, daß der Glanz
Nötzlich erscheint und dann langsam verschwindet. Wir haben also in der
dn hier einen chemischen Vorgang vor uns, durch welchen auf längst er—
alteten Sonnen eine furchtbare, plötzliche Entwicklung von Licht und also
sicherlich auch von Wärme eintritt, und wir können vollkommen überzeugt
ein, wenn jene fremde Sonne gleichfalls ihre Planeten hat wie die unserige
und diese Planeten von Organismen bewohnt sind, dann sind am 27. No—
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