Full text: Prosa für das Seminar (Teil 2, [Schülerband])

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Prosa. O. Reden. 
„Die Russen sind nicht so ganz dumm, sonst würde es ihnen nicht ge— 
lungen sein, alle anderen Völker zu peinigen mit den Fäusten der Gewalt; 
und die Georgier. . . . Doch schreib, ich werde dir singen: 
„Aus dem Feuerquell des Weines 
Aus dem Zaubergrund des Bechers 
Sprudelt Gift und süße Labung, 
Sprudelt Schönes und — Gemeines 
Nach dem eignen Wert des Zechers, 
Nach des Trinkenden Begabung! 
„In Gemeinheit tief versunken, 
Liegt der Tor, vom Rausch bemeistert; 
Wenn er trinkt, — wird er betrunken, 
Trinken wir, — sind wir begeistert, 
Sprühen hohe Witzesfunken, 
Reden wie mit Engelzungen, 
Und von Glut sind wir durchdrungen, 
Und von Schönheit sind wir trunken! 
„Denn es gleicht der Wein dem Regen 
Der im Schmutze selbst zu Schmutz wird, 
Doch auf gutem Acker Segen 
Bringt und jedermann zunutz' wird!“ 
Hat nicht schon Sadi gesungen: „Der Regen, ob er sich auch in seiner 
Natur niemals ändert, wird im Garten Anemonen und allerhand schöne 
Blumen, in salzigen und unfruchtbaren Orten aber nur Disteln hervor— 
bringen!“ 
0. Reden. 
837. Dortor Martinus red an Ro. kay Mayt die 
Churfursten Jursten und Stende des Reichs. 
Uach der Spalatinischen Übersetzung der lateinischen Aufzeichnung Luthers. 
„Dr. Martin Luthers Werke.“ Kritische Gesamtausgabe. Weimar 1897. 
„Allerdurchleuchtigster Grosmechtigster keyser Durchlauchtigste Fursten 
Gnedigste und Gnedige Hern Auf den termyn und bedenckzceit mir des 
gestrigen abents angestelt und ernenneth erscheyn ich als der gehorsam und 
bitt durch die barmbhertzickeit Gottes Eur kay. Majestat und gnaden ge— 
were als ich hoff dise sachen der gerechtigkeit und warheit gnediglich an— 
zuhoren. Und so ich von wegen meiner unerfarung Jemants entweder sein 
gebürende titel nit geben wurd oder aber mit aynigen geperden und weise 
wider die hofliche siten handeln mir solchs gnediglich zu vertzeihen als 
einem der nicht an Furstlichen hofen ertzogen sondern in munchßwinckeln 
aufkommen und erwachssen Welcher ich von mir nichts anders antzeigen 
kan dann das ich bisher mit solcher aynfalt des gemüts geschriben und 
gelert habe das ich auch auf erden nichts anders dann Gottes ere und die 
unentgentzt unterweisung der Christglaubigen gesucht habe.
	        
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