fullscreen: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

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vierter Kursus. 
Sie haben ebenfalls dunkle Hautfarbe, vortretende Kiefer- und Backenknochen, 
starken Haar- und Bartwuchs. Bei einigen Stämmen vereinigen fich die Kopf¬ 
haare zu Büscheln. Andere richten die Haare mit Kämmen hoch auf, so daß sie 
wie eine mächtige Perücke den Kopf umgeben. Die Melanesier gehen fast un¬ 
bekleidet. Als Waffen dienen ihnen Bogen und Pfeile, die öfters vergiftet sind, 
Blasrohre und Keulen. Staatlich herrscht auch bei ihnen vollständige Zersplitte¬ 
rung; immerhin stehen sie auf einer höheren Kulturstufe wie die Australier. Sie 
haben feste Wohnsitze, treiben etwas Ackerbau und haben einen lebhaften Handels* 
gelst, der sie stets zum Tauschhandel geneigt macht. Ihre Wohnungen, Fahrzeuge 
und Geräte verzieren sie mit kunstvollen Schnitzereien; auch sind sic die einzigen 
Bewohner der Südsee, welche tönerne Gefäße herzustellen gelernt haben. Der 
Charakter der Melanesier ist wenig anmutend. Dieberei, Rachsucht und wilde 
Blutgier sind die hervorstechendsten Züge desselben. Kannibalismus ist bei ihnen 
in so entsetzlicher Weise wie nirgends sonst ans der Welt ausgebildet. Als gute 
Charakterzüge der Melanesier sind dagegen ihre Arbeitsamkeit und die innige Liebe 
der Verwandten zueinander hervorzuheben. 
Das Klima Melanesiens ist heiß und im Gegensatze zum Fest¬ 
lande sehr regenreich, namentlich in den Sommermonaten. Daher 
herrschen vielfach Fieber. 
Neuguinea, 7 86 000 qkm fassend, ist die größte Insel der 
Erde, fast um die Hälfte größer als das Deutsche Reich. Sie wird 
durch die seichte, wegen ihrer zahlreichen Korallenriffe gefürchtete 
Torresstraße vom Festlande getrennt. Der mittlere Hauptteil 
ist von elliptischer Gestalt. Im NW. wird durch die Geelvinkbai 
eine noch mehrfach gegliederte Halbinsel abgeschnürt, nach SO. springt 
eine einfache, keilförmige Halbinsel vor. Das Innere der Insel ist 
noch wenig erforscht. Ein mächtiges Kettengebirge scheint dieselbe in 
ihrer ganzen Längsrichtung zu durchziehen. An fruchtbarem Boden 
ist kein Mangel. Der größte Teil des Landes ist jedoch von dichten 
Urwäldern bedeckt. 
Palmen bilden den Hauptbestandteil derselben, darunter die nutzbare Sago¬ 
palme (Sagus farinifera), daneben Kasuarinen, Affenbrotbäume und Pandunus- 
Arten. Die Tierwelt stimmt im wesentlichen mit der des Festlandes überein; eigen¬ 
tümlich sind der Insel die durch ihre Farbenpracht ausgezeichneten Paradiesvögel. 
Die westliche Hälfte Neuguineas ist von den Holländern in 
Besitz genommen, der nördliche Teil der Osthälfte von den Deutschen 
(Kaiser-Wilhelms-Land), der südliche von den Engländern, 
doch erstreckt sich der tatsächliche Besitz aller drei Nationen auf wenige 
Küstenpunkte. 
Die übrigen Inseln Melanesiens sind hoch und gebirgig; ihr 
Inneres meist noch wenig erforscht. Tätige Vulkane finden sich viel¬ 
fach. Die Küsten sind meist von Korallenriffen umsäumt. Der 
Bismarckarchipel und Bougainville sind in deutschem, 
die übrigen Salomoninseln in englischem, die Neu- 
hebriden und Nenkaledonien (bedeutende Lager von Nickel¬ 
erzen) in französischem Besitze. 
Die Doppelinsel Neuseeland, durch die Cook sKük^-Straße 
(unter 400 s. Br.) in zwei Teile zerlegt, zeichnet sich durch ein mildes, 
feuchtes, äußerst gesundes Klima aus uud eignet sich daher ganz be¬ 
sonders zur Niederlassung von Europäern.
	        
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