Full text: Für die Oberstufe der Lehrerseminare sowie zur Fortbildung für Lehrer (Band 4, [Schülerband])

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Trauer -Vde!) 
beim Absterben seiner geliebten Marianne, geborenen Wyß von Mathod und la 
Motte (Movember 1736). 
Versuch schweizerischer Gedichte. Göttingen 1749. 
Soll ich von deinem Tode singen? Ein Vaterland, das dir gewogen, 
O Marianne! welch ein Lied! Verwandtschaft, die dir liebreich war, 
Wann Seufzer mit den Worten ringen Dem allem hab' ich dich entzogen: 
Und ein Begriff den andern flieht. Wohin zu eilen? auf die Bahr'. 
Die Lust, die ich an dir gefunden, Dort in den bittern Abschiedsstunden, 
Vergrößert jetzund meine Noth; Wie deine Schwester an dir hing, 
Ich öffne meine Herzenswunden Wie, mit dem Land gemach verschwunden, 
Und fühle nochmals deinen Tod. Sie unserm letzten Blick entging; 
Doch meine Liebe war zu heftig, Sprachst du zu mir, mit holder Güte, 
Und du verdienst sie allzuwohl, Die mit gelass'ner Wehmuth stritt: 
Dein Bild bleibt in mir viel zu kräftig, „Ich geh' mit ruhigem Gemüthe, 
Als daß ich von dir schweigen soll. Was fehlt mir! Haller kömmt ja mit.“ 
Es wird, im Ausdruck meiner Liebe, Wie kann ich ohne Thränen denken 
Mir etwas meines Glückes neu; An jenen Tag, der dich mir gab; 
Als wenn von dir mir etwas bliebe, Noch jetzt mischt Lust sich mit dem Kränken 
Ein zärtlich Abbild unsrer Treu'. Entzückung löst mit Wehmuth ab. 
Nicht Reden, die der Witz gebieret, Wie zärtlich war dein Herz im Lieben, 
Nicht Dichterklagen fang' ich an; Das Schönheit, Stand und Gut vergaß, 
Nur Seufzer, die ein Herz verlieret, Und mich, so arm ich mich beschrieben, 
Wann es sein Leid nicht fassen kann. Allein nach meinem Herzen maß. 
Ja, meine Seele will ich schildern, Wie bald verließest du die Jugend 
Von Lieb' und Traurigkeit verwirrt, Und flohst die Welt, um mein zu sein; 
Wie sie, ergötzt an Trauerbildern, Du miedst den Weg gemeiner Tugend 
In Kummerlabyrinthen irrt. Und warest schön für mich allein. 
Ich seh' dich noch, wie du erblaßtest, Dein Herz hing ganz an meinem Herzen, 
Wie ich verzweifelnd zu dir trat, Und sorgte nicht für dein Geschick; 
Wie du die letzten Kräfte faßtest Voll Angst bei meinen kleinsten Schmerzen, 
Um noch ein Wort, das ich erbat. Entzückt auf einen frohen Blick. 
O Seele voll der reinsten Triebe! Ein nie am Eiteln fester Wille, 
Wie ängstig warst du für mein Leid! Der sich nach Gottes Fügung bog; 
Dein letztes Wort war Huld und Liebe, Vergnüglichkeit und sanfte Stille, 
Dein letztes Thun Gelassenheit. Die weder Muth noch Leid bewog; 
Wo flieh' ich hin? in diesen Thoren Ein Vorbild kluger Zucht an Kindern, 
Hat jeder Ort, was mich erschreckt! Ein ohne Blindheit zartes Herz; 
Das Haus hier, wo ich dich verloren; Ein Herz, gemacht mein Leid zu lindern, 
Der Tempel dort, der dich bedeckt; War meine Lust und ist mein Schmerz. 
Hier Kinder — Ach! mein Blut muß lodern Ach! herzlich hab' ich dich geliebet, 
Beim zarten Abdruck deiner Zier, Weit mehr, als ich dix kund gemacht, 
Wann sie dich stammelnd von mir fodern; Mehr als die Welt mir Glauben gibet, 
Wo flieh ich hin? ach! gern zu dir. Mehr als ich selbst vorhin gedacht. 
O soll mein Herz nicht um dich weinen! Wie oft, wenn ich dich innigst küßte, 
Hier ist kein Freund dir nah als ich. Erzitterte mein Herz, und sprach: 
Wer riß dich aus dem Schoß der Deinen? „Wie! wenn ich sie verlassen müßte!“ 
Du ließest sie und wähltest mich. Und heimlich folgten Thränen nach. 
Diese Ode ist wenige Wochen nach der traurigen Begebenheit, die sie veranlaßt, aufgesetzt 
worden. Sie redet mehr die Sprache des Herzens, als des Withzes. Es ist mir immer vorge, 
kommen, als wenn einige der beliebtesien Gedichte von der gleichen Mezu ehr die letztere redeten.
	        
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