F)einricb von Cmtfcbke.
Blücher.
Zeiten der Not hebeil den rechten Mann rasch an die rechte
Stelle. Da der König in seiner Schüchternheit sich nicht getraute,
nach dem Brauche seiner Vorfahren das Heer selber zu führen, so
durfte nur ein Mann beu Befehl über die preußische Hauptarmee
übernehmeil — der erste Feldsoldat der deutschen Heere, General
Blücher. Wohin waren sie doch, die Träume der gebildeten Menschen¬
freunde vom ewigen Frieden? Gereift und gekräftigt in harter
Prüfung glaubten die Deutschen wieder an den Gott, der Eisen
wachsen ließ; und jene einfachen Tugenden ursprünglicher Menschheit,
die bis an das Ende der Geschichte der feste Grund aller Größe 10
der Völker bleiben werden, gelangten wieder zu verdienten Ehren:
der kriegerische Mut, die frische Kraft des begeisterten Willens, die
Wahrhaftigkeit des Hasses und der Liebe. In ihnen lag Blüchers
Stärke; und diese Nation, die sich so gern das Volk der Dichter und
Deilker nannte, beugte sich vor der Seelengröße des bildungslosen
Mannes; sie fühlte, daß er wert war, sie zu führen, daß der Helden-
zorn uild die Siegesfrende der Hniiderttausende sich in ihm ver¬
körperten. Was hatte der Alte nicht alles durchgemacht in dem halben
Jahrhundert, seit die Belling-Husaren einst den schwedischen Kornett
einsingen, und der alte Belling selber den unbändigen Junker in 20
Kunst und Brauch der fridericialiischen Reiter unterrichtete! Er hatte
an der Peene gegen die Schweden, bei Freiberg gegen die Kaiser¬
lichen, in Polen gegen die Konföderierten gefochten, war auf jenem
unblutigen Siegeszuge durch Holland dem Bürger und Bauern über¬
all ein wohlwollender Beschützer gewesen und dann während der
rheinischen Feldzüge von Freund und Feind bewundert worden. Die
schneidige Tollkühnheit, die behende List, die unermüdliche Ausdauer