Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

cmcmcmcmcmcmcm 47. Das Münster von Straßburg, rororarorarar 
jenen ist die Haupttüre die herrlichste und kunstreichste, sowohl an 
Form als Bildung. Auf der Spitze ihres Dreiangels erscheint Gott 
der Vater, unter ihm die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde und 
unter dieser der König Salomo auf seinem Löwenthrone sitzend und 
mit andern Figuren umgeben. Das Türgestelle hat fünf sich nach 
innen verjüngende Bilderordnungen. Die äußerste Reihe enthält die 
Schöpfungsgeschichte, die zweite in sechzehn Abteilungen jene des 
alten Testaments, die dritte in vierzehn Bildern die Apostel- und 
erste Kirchengeschichte, die vierte in zwölf Bildern die Evangelisten 
und Kirchenlehrer, die fünfte endlich in zehn Vorstellungen die 
Wunder Christi. Das Ganze ist von vielen Engeln umgeben, welche 
mit verschiedenen musikalischen Instrumenten die Herrlichkeit Gottes 
besingen. Die Türe selbst hat doppelte Flügel, hölzerne von außen, 
metallene von innen. Letztere sind mit vielen Bildern und Schnitz¬ 
werk geziert und künstlich gearbeitet. Zwischen derselben erhebt 
sich ein Tragpfeiler mit dem Bilde der heiligen Jungfrau. Über der 
Türe ist in vier Abteilungen die Lebensgeschichte Jesu vorgestellt. 
An beiden Seiten stehen zwölf Bildnisse von Schriftgelehrten und 
Propheten. 
Hinter dem obern Gestelle der Haupttüre leuchtet in der Kirche 
die große Fensterrose, mannigfaltig verschlungen und durch die 
schönste Glasmalerei glänzend. Sie hat im Umkreise 120, im 
Durchschnitte 43 Schuhe. Zwischen den äußeren Stellungen der 
Türen waren die Könige Chlodwig, Dagobert und Kaiser Rudolf 
von Habsburg zu Pferde abgebildet; sie sind aber während der 
französischen Revolution, wie noch viele andere Bildnisse, zerschlagen 
worden. 
Das größte Meisterstück des Münsters ist der Turm. Wie eine 
pyramidalische Pappel schwingt er sich in mehreren Ästen und 
Blättern über den heiligen steinernen Hain zum Himmel empor. 
Von dem Grunde aus beträgt seine Höhe 490 Werkschuhe und 
einen Zoll; als eigenes Gebäude aber erhebt er sich von dem 
Platze, welcher sich hoch über dem großen Portale breitet und 
der Grund von zwei Türmen gleicher Art werden sollte. Zwischen 
den Säulen steigt man an den vier Ecken auf doppelten Schnecken¬ 
stiegen bis zu seinem Kranze auf und ab, über demselben bis zum 
Knopfe auf freien Treppen. Er ist durchaus durchsichtig und 
von seiner Spitze an bis zum Fußboden der Kirche kann man ihn 
durchschauen. Vierhundert und einundsechzig Jahre gingen vor¬ 
über, ehe das große Kunstwerk vollendet war, und zwanzigtausend 
Menschen wurden erfordert, um daran zu bauen. Selbst die 
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