Goethe als Dramatiker
crer
D
5
1
Und das ewige Schicksal,
Meine Herr'n und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?
6. Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei.
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich! Goethe.
*
1. Wenn der uralte
heilige Vater
Mit gelassener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Über die Erde sä't,
Küss' ich den letzten
Saum seines Kleides,
Kindliche Schauer
Treu in der Brust.
2. Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen
Irgend ein Mensch.
Hebt er sich aufwärts
Und berührt
Mit dem Scheitel die Sterne,
Nirgends haften dann
Die unsichern Sohlen,
Und mit ihm spielen
Wolken und Winde.
3. Steht er mit festen
Markigen Knochen
VV. Grenzen der Menschheit
Auf der wohlgegründeten
Dauernden Erde:
Reicht er nicht auf,
Nur mit der Eiche
Oder der Rebe
Sich zu vergleichen.
4. Was unterscheidet
Götter von Menschen?
Daß viele Wellen
Vor jenen wandeln,
Ein ewiger Strom:
Uns hebt die Welle,
Verschlingt die Welle,
Und wir versinken.
5. Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.
Johann Wolfgang von Goethe.
6b9. Goethe als Dramatiker.
J.
Faust und Tasso und Meister sind silbergediegene Stücke,
Sinnreich gebildet mit Fleiß oder erhaben gedacht.
Rühmliches Streben erzeugte Iphigenien, bildete Egmont,
Ja, auch der Jugend Kraft drängt in der Fülle nach RKunst.
Ciebliche Kinder des heitersten Genius blüht ihr Claudine!
Du der Scherze Triumph, Aristophanischer Witz.
Tief bewegt uns das kunstlose Lied aus sehnendem Herzen,
Männlich klar ist der Blick, jugendlich warm das Gefühl.
Süßer noch tönt, Elegie und Idyll, und im Rhythmus der Alten
Eächelt milde der Geist, freut sich der südlichen Luft.
Keime sind es zu großem Entwurf, wie der löbliche Hhermann;
Gibt die Parze denn heil, wachsen sie herrlich empor!
Friedrich von Schlegel.