Full text: Deutsche Dichtung des 18. Jahrhunderts (Band 2, [Schülerband])

Goethe als Dramatiker 
crer 
D 
5 
1 
Und das ewige Schicksal, 
Meine Herr'n und deine? 
Wähntest du etwa, 
Ich sollte das Leben hassen, 
In Wüsten fliehen, 
Weil nicht alle 
Blütenträume reiften? 
6. Hier sitz' ich, forme Menschen 
Nach meinem Bilde, 
Ein Geschlecht, das mir gleich sei. 
Zu leiden, zu weinen, 
Zu genießen und zu freuen sich, 
Und dein nicht zu achten, 
Wie ich! Goethe. 
* 
1. Wenn der uralte 
heilige Vater 
Mit gelassener Hand 
Aus rollenden Wolken 
Segnende Blitze 
Über die Erde sä't, 
Küss' ich den letzten 
Saum seines Kleides, 
Kindliche Schauer 
Treu in der Brust. 
2. Denn mit Göttern 
Soll sich nicht messen 
Irgend ein Mensch. 
Hebt er sich aufwärts 
Und berührt 
Mit dem Scheitel die Sterne, 
Nirgends haften dann 
Die unsichern Sohlen, 
Und mit ihm spielen 
Wolken und Winde. 
3. Steht er mit festen 
Markigen Knochen 
VV. Grenzen der Menschheit 
Auf der wohlgegründeten 
Dauernden Erde: 
Reicht er nicht auf, 
Nur mit der Eiche 
Oder der Rebe 
Sich zu vergleichen. 
4. Was unterscheidet 
Götter von Menschen? 
Daß viele Wellen 
Vor jenen wandeln, 
Ein ewiger Strom: 
Uns hebt die Welle, 
Verschlingt die Welle, 
Und wir versinken. 
5. Ein kleiner Ring 
Begrenzt unser Leben, 
Und viele Geschlechter 
Reihen sich dauernd 
An ihres Daseins 
Unendliche Kette. 
Johann Wolfgang von Goethe. 
6b9. Goethe als Dramatiker. 
J. 
Faust und Tasso und Meister sind silbergediegene Stücke, 
Sinnreich gebildet mit Fleiß oder erhaben gedacht. 
Rühmliches Streben erzeugte Iphigenien, bildete Egmont, 
Ja, auch der Jugend Kraft drängt in der Fülle nach RKunst. 
Ciebliche Kinder des heitersten Genius blüht ihr Claudine! 
Du der Scherze Triumph, Aristophanischer Witz. 
Tief bewegt uns das kunstlose Lied aus sehnendem Herzen, 
Männlich klar ist der Blick, jugendlich warm das Gefühl. 
Süßer noch tönt, Elegie und Idyll, und im Rhythmus der Alten 
Eächelt milde der Geist, freut sich der südlichen Luft. 
Keime sind es zu großem Entwurf, wie der löbliche Hhermann; 
Gibt die Parze denn heil, wachsen sie herrlich empor! 
Friedrich von Schlegel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.