Der Karlsschüler
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nicht einmal zum Hofpoeten; denn du übertreibst alles, wie du die Wüst—
heit und Immoralität deiner Räuber übertrieben hast — siehst du dies ein ?
Schiller: Durchlaucht, ich sehe ein, daß das Buch in der Schil—
derung seiner Menschen übertrieben ist. Aber unmoralisch ist es nicht.
Berzog: 50
Schiller: Die Welt wird im Innersten bewegt, aber es wird das
Laster furchtbar bestraft und die Tugend geht triumphierend hervor.
Herzog: Und du glaubst, solch ein Stück werde dem deutschen
Publikum gefallen ?
Schiller: Ich — hoffe es.
Herzog: Ich fürchte es nicht, so tief ist der Sinn des Volkes noch
nicht verdorben und solche Empörung findet nur in jungen, überspannten
Köpfen einen Anklang. Gefiele es wirklich, dann müßten wir Herren
des CLandes von unseren Stühlen herab und in die Gräber hinuntersteigen
um euch Platz zu machen. Verstehst du mich?
Schiller: Ja, Durchlaucht.
herzog: So? Nun dann höre meine aufrichtige ganze Meinung
über dein Werk! Wenn ich Gott selbst und im Begriff wäre diese Welt
zu schaffen und ich sähe voraus, daß deine Räuber in dieser Welt ge—
schrieben und mit Beifall aufgenommen werden sollten (mit furchtbarem
Ernst) — ich ließe diese Welt ungeschaffen.
Schiller: Durchlaucht —!
Herzog (ebenso): So tief ist mein Abscheu! Nun wirst du's begreif⸗
lich und gerecht finden, daß ich auf gründliche Abhilfe oder Strafe denke.
Schiller: Mein Fürst —!
Herzog (trenger): Bin ich in Wahrheit dein Fürst, so folge mir.
Ich sehe aus dem zweiten Stück, welches man im Manuskript bei dir
gefunden, daß du auf dem begonnenen Wege des Aufruhrs fortwandelst.
Dies zweite Stück heißt „die Verschwörung des Fiesko“, ein republikani—
sches Trauerspiel. — Mein Sohn, auf diesem Wege wirst du vielleicht
ein großer Dichter, vielleicht, — ich bezweifle es; denn ich vermisse
Maß und Schönheit — oder du wirst, und das ist wahrscheinlich, ist für
mich gewiß, du wirst ein großer Staatsverbrecher —
Schiller: Durchlaucht —
herzog: Der ein schmähliches Ende nimmt! — Willst du an
meiner Hand umkehren? Ich will dir die Hand dazu bieten — dein Herz
ist schöner Regungen fähig — ich kenne deine Geheimnisse und will dich
deshalb nicht schelten —
Schiller: Mein Fürst!