Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

216. Eine altbayerische Herzogsstadt. 
216. Eine altbayerische Äerzogsstadt. 
Wer altbayerisches Stadtleben kennen lernen will, darf es heutzutage 
nicht mehr in München suchen. Das massenhafte Eindringen fremder 
Elemente hat den Volkscharakter dieser Stadt völlig verändert; sogar 
Sendlingerstraße und Tal sind nicht ganz immun geblieben. Dagegen 
ist unverfälschtes Bajuwarentum noch heimisch in Landshut, Straubing 
und einigen Jnnstädten, und auf ihre Bewohner paßt im allgemeinen 
noch heute die klassische Schilderung, die Aventin vor nahezu vier Jahr¬ 
hunderten vom Volkstum seiner Landsleute entworfen hat. 
Wie wenige Münchner kennen diese in wenigen Stunden erreich¬ 
baren Nachbarorte — und doch wäre insbesondere ein Besuch der alten 
H e r z o g s st a d t an der Isar nach mehr als einer Richtung 
lohnend! 
In manchem erinnert Landshut an Altheidelberg, nur sind am 
Jsarstrand Natur und Menschenwerk schlichter, derber, urwüchsiger. Wäh¬ 
rend der Neckar ruhig und friedlich durch fruchtbares Gefilde gleitet, eilt 
die Isar jähen Laufes in kiesigem Bett dahin und die zahllosen ange¬ 
schwemmten Sandinseln zeugen von der Launenhaftigkeit des wilden 
Gebirgskindes. Hier wie dort begleiten den Fluß grüne Waldberge, deren 
Reiz jeden: ans Herz geht, der die Schönheit einer Landschaft nicht nach 
Metern zu messen pflegt. An künstlerischem Wert freilich ist die Trausnitz 
nicht mit dem Heidelberger Schloß zu vergleichen, doch auch die alte Burg 
auf dem Hofberg belebt ungemein wirkungsvoll die Landschaft. Mit 
ihren vielen Türmen, Basteien und Söllern fügt sie sich der Umgebung 
so harmonisch an, daß das Ganze den Eindruck des Selbstverständlichen, 
Traulichen, längst Bekannten gewährt. 
Der Bahnhof ist ziemlich weit von der Stadt abgelegen, ist aber 
bereits mit ihr durch eine Häuserzeile verbunden. Über die Jsarbrücke, 
die am 21. April 1809 den Rückzug der bei Abensberg geschlagenen Öster¬ 
reicher sah, gelangt man an der stattlichen gotischen Hl.-Geistkirche vorüber 
in die ungewöhnlich breite Hauptstraße. Hier stehen noch fast lauter hohe 
Giebelhäuser; an vielen haben sich auch die alten Lauben mit prachtvollen 
Gewölberippen erhalten; noch fehlen die riesigen Schaufenster der modernen 
Großstadt; sogar in Bezug auf die Pflasterung sind, was den: einziehenden 
Gast am wenigsten wünschenswert erscheinen mag, den Anforderungen 
der Neuzeit nur geringe Zugeständnisse gemacht worden. So hat die 
Altstadt bis zun: heutigen Tag in: großen ::nd ganzen ihren mittelalter¬ 
lichen Charakter bewahrt. 
Landshut verdankt der hoch über Häusern und Kirchtürmen ragenden 
Burg Entstehung und Namen. Der um die Wende des fünfzehnten Jahr- 
^ 363 €
	        
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