30 mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt
hatte, ging es wieder weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine
alte Frau. Weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst,
und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach:
35 „Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir. Wenn du
alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dir's gut gehen.
, Du mußt nur achtgeben, daß du mein Bett gut machst und es
fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in
der Welt; ich bin die Frau Holle."
2. Reich belohnt für seinen treuen Fleiß, kehrt das
Mädchen wieder nach Hause zurück.
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das
Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst.
Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr
das Bett immer gewaltig aus, daß die Federn wie Schneeflocken
5 umher flogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein
böses Wort und alle Tage Gesottnes und Gebratnes.
Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es
traurig und wußte anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich
merkte es, daß es Heimweh war; ob es ihm hier gleich viel
io tausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Ver¬
langen dahin.
Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jammer nach Hause
gekriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht,
so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder hinauf zu
isden Meinigen." Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, daß
du wieder nach Hause verlangst, und weil du mir so treu gedient
hast, so will ich dich selbst wieder hinaufbringen."
Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein
großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen
20 gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles
Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon
bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen
bist", sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder,
die ihm in den Brunnen gefallen war.
25 Darauf ward das Tor verschlossen, und das Mädchen befand
sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus.