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18. Fremde Tracht (Zugabe 177). 
Alamode - Kleider, Alamode - Sinnen; 
wie sichs wandelt aussen, wandelt sichs auch 
innen. 
19. Göttliche Rache (ID, 2). 
Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen 
aber trefflich klein; 
ob auß Langmuth er sich seumet, bringt mit 
Schärff er alles ein. 
20. Die Deutsche Sprache (III, 5). 
Kan die Deutsche Sprache schnauben, schnar¬ 
chen, poltern, donnern, krachen, 
kan sie doch auch spielen, schertzen, liebeln, 
gütteln, kürmeln, lachen. 
5. Friedrich Spee (1591—1635). 
Trutz Nachtigal, oder Geistlichs-Poetisch Lust-Wäldlein rc. | zum erstenmahl in Truck verfertiget. 
Collen 1649 (1672). 
O Süssigkeit in Schmertzen! 
O Schmertz in Süssigkeit! 30 
Ach bleibe doch im Hertzen, 
bleib doch in Ewigkeit! 
Die ge/ponß Iesu klaget jhren 
hertzen Brand. 
Gleich früh wan sich entzündet 
der silber weiße Tag 
vnd vns die Sonn verkündet, 
was Nachts verborgen lag: 
5 Die Lieb in meinem Hertzen 
ein Flämlein stecket an, 
das brint gleich einer Kertzen, 
so niemand löschen kan. 
Wan schon ichs schlag in Winde, 
10 Gen Ost- vnd Norden brauß, 
doch Ruh noch Rast ich finde, 
last nie sich blasen auß. 
O wee der Qual vnd Peine! 
Wo soll mich wenden hin? 
15 Den gantzen Tag ich weine, 
weil stats in Schmertzen bin. 
Wann wider dan entflogen 
der Tag zur Nacht hinein 
vnd sich gar tieff gebogen 
20 die Sonn vnd Sonnenschein; 
daß Flämlein so mich quelet, 
noch bleibt in voller Glut, 
all stund, so viel man zehlet, 
michs je noch brennen thut. 
25 Das Flämlein, das ich meine, 
ist JESV süsser Nam. 
Es zehret Marck vnd Beine, 
frißt ein gar wundersam. 
Ob schon in Pein vnd Qualen 
mein Leben schwindet hin, 
wan JEsu Pfeil vnd Stralen 35 
durchstreichet Muth vnd Sinn; 
doch nie so gar mich zehret 
die Liebe JESV mein, 
als gleich sie wider nehret 
vnd schenckt auch Fremden ein. w 
O Flämlein süß ohn müssen! 
O bitter auch ohn Ziel! 
Du machest mich verlassen 
all ander Fremd vnd Spiel; 
du zündest mein Gemühte, 45 
bringst mir groß Hertzen leidt; 
du kühlest mein Geblüthe, 
bringst auch Ergetzligkeit. 
Ade zu tausent Jahren, 
O Welt, zu guter Nacht! 50 
Ade, laß mich nun fahren, 
ich längst hab dich veracht. 
In JESV Lieb ich lebe, 
sag dir von Hertzen gründ, 
in lauter Fremd ich schwebe, 
wie sehr ich bin verwundt. 
20. 2. gütteln, freundlich reden. — kürmeln, lallen.
	        
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