Full text: Für die Oberstufe der Seminare und zur Weiterbildung für Lehrer (Band 4, [Schülerband])

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zubringen trachte: soll hierzu vor dieses mahl ein kurtzer und einfältiger Unterricht 
an die Hand gegeben werden, welcher aufs zweyen Stücken beruhen wird, nemlich 
1) aufs der Anführung zur wahren Gottseligkeit, 2) auff der Anführung zu wahrer 
Christlichen Klugheit J). 
48. Albrecht v. Haller?). , 
Am 16. Oktober 1708 in Bern geboren, geht er im 15. Jahre auf die Universität; 1729 prak¬ 
tischer Arzt in Bern, 1736 Professor der Medizin an der Universität Göttingen, 1753 Ammann 
in Bern; gest. am 12. Dezember 1777., Berühmt durch große, Gelehrsamkeit und viele gediegene, 
Meist naturwissenschaftliche Schriften. „Über den Ursprung des Übels." Das Gedicht „Die Alpen" 
ist die Frucht einer zu botanischen Zwecken mit Geßner unternoinmenen Schweizerreise. Außer den ,<» 
schweizerischen Gedichten und zahlreichen gelehrten Werken schrieb er in späteren Jahren noch Ro¬ 
mane, z.B.: „Usong, eine morgenländische Geschichte"; „Alfred, König der Angelsachsen"; „FabiuS 
und Cato" rc. 
sSiehe auch Bd. II, Nr. 16, S. 39 (Fabel: Der Hahn, die Tauben und der Geier).) 
a. Aus „Die Alpen". (1729.) 16 
versuch schweizerischer Gedichte. Göttingen J768. S. 36. 
1. Wenn Titans erster Strahl der Felsen Höh' eergüldet 
Und sein verklärter Blick die Nebel unterdrückt, 
So wird, was die Natur am prächtigsten gebildet, 
Mit immer neuer Lust von einem Berg erblickt; so 
Durch den zerfahrnen Dunst von einer dünnen Wolke 
Eröffnet sich zugleich der Schauplatz einer Welt, 
Ein weiter Aufenthalt von mehr als einem Volke, 
Zeigt alles auf einmal, was sein Bezirk enthält: 
Ein sanfter Schwindel schließt die allzu schwachen Augen, 23 
Die den zu breiten Kreis nicht durchzustrahlen taugen. 
2. Ein angenehm Gemisch von Bergen, Fels und Seen, 
Fällt nach und nach erbleicht, doch deutlich ins Gesicht, 
Die blaue Ferne schließt ein Kranz beglänzter Höhe«, 
Worauf ein schwarzer Wald die letzten Strahlen bricht; M 
Bald zeigt ein nah Gebirg die sanft erhobnen Hügel, 
Wovon ein laut Geblök im Tale widerhallt, 
Bald scheint ein breiter See ein meilenlanger Spiegel, 
Auf desien glatter Flut ein zitternd Feuer wallt, 
Bald aber öffnet sich ein Strich von grünen Tälern, g4 
Die, hin und her gekrümmt, sich im Entfernen schmälern. 
3. Dort senkt ein kahler Berg die glatten Wände nieder, 
Den ein verjährtes Eis dem Himmel gleich getürmt, 
Sein frostiger Kristall schickt alle Strahlen wieder. 
Den die gestiegne Hitz' im Krebs umsonst bestürmt. t0 
Nicht fern von diesem streckt, voll futterreicher Weide, 
Ein fruchtbares Gebirg den breiten Rücken her; 
Sein sanfter Abhang glänzt von reifendem Getreide, 
Und seine Hügel sind von hundert Herden schwer. 
Den nahen Gegenstand von unterschiednen Zonen „ 
Trennt nur ein enges Tal, wo kühle Schatten wohnen. 
l) Das Weitere s. in dem oben angeführten Werke von Karl Rilbter, sowie in „A. H. 
Franües Pädag. Schriften", herauSg. von l)r. G. Kramer, Direktor der Franckefchen Stiftungen 
Langensalza, H. Beyer & Söhne, 1876). 
2) Von hier an ziehen,wir vor, überall die neue Rechtschreibung v. I. 1902 anzuwenden so 
(nach den für Deutschland, Österreich und die Schwei; gültigen amtlichen Regeln).
	        
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