Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

— ————— Der Specht. — ———— 
mächtig, sich selbst die Nahrung suchen kann. Mitunter soll es aber auch 
vorkommen, daß der Kuckuck gar nicht aus dem Neste heraus kann, 
nämlich dann, wenn dieses in einem Baumloch mit engem Eingange be— 
findlich war. Das Kuckucksweibchen pflegt in solche Nester, auf welche es 
sich nicht setzen kann, das Ei im Schnabel zu tragen. Der gefangene 
Kleine wird aber so lange von den Pflegeeltern gespeist, bis ihm auf 
irgend eine Weise Hilfe kommt oder sie selbst durch den eintretenden 
Herbst zum Fortziehen gezwungen werden. In letzterem Falle geht der 
Kuckuck freilich zugrunde. So müssen die kleinen Vögel des Waldes dem 
alten Kuckuck die Kinder erziehen ohne Dank dafür zu ernten. In jedes 
Nestchen legt das Kuckucksweibchen ein Ei, nach einigen Tagen in ein 
anderes Nest wieder eins, so nacheinander fünf bis sechs. Von diesen 
kommt denn freilich manches um, indem es vom Iltis gefressen wird. 
Wenn die Eier sämtlich untergebracht sind, trennt sich der alte Kuckuck 
auch wieder von seinem Weibchen. Jedes lebt wieder einsam für sich, 
leidet auch das eigene Kind nicht, wenn es erwachsen ist und in die Nähe 
kommt. So lernt der junge Kuckuck nie Vater und Mutter kennen; 
denn bald ziehen diese wieder hinweg nach andern Ländern, in welche 
kein Winter kommt und wo ihnen die Nahrung nicht fehlt. Im Herbste 
finden sich auch die jungen Kuckucke der Gegend zusammen und machen 
sich auf die Reise; sie bleiben so lange entfernt, bis bei uns von neuem 
ihr Tisch im Frühlinge gedeckt ist und ihr vielbedeutender Ruf uns aus 
den Winterstuben hinaus in den Wald lockt Kuckuckoblumen zu suchen. 
Herm. Wagner. 
37. Der Specht. 
Die beste Vorfreude des Srühlings genießt man im Walde. Wer in 
den Märztagen sich auf der freien Slur hinlänglich den Unannehmlichkeiten 
der „Bisen“ ausgesetzt hat, atmet auf, wenn er nun den Sorst betritt, wo 
die starhe Bewegung der Luft nachläßt und nur in den Wipfeln der hohen 
Baume sih bemerklich macht durch das beim Zusammenschlagen der Äste 
entstehende Geräusch. Man fuühlt sich behaglich angeheimelt unter den 
Waldesriesen. Swar ist von dem Erwachen der Natur noch sehr wenig 
zu spüren, noch kein Veilchen spendet seinen Duft, höchstens des Schnee— 
gloöckchens bescheidene Erstlinge kommen zum Vorschein.X Das Auge findet 
soch wenig Befriedigung; der Stämme düsteres Grau, des Bodens triste 
braune Sarbe zieht es nicht an. Aber nun wird plotzlich das Ohr, welches 
sich beim Knarren der Äste nicht sonderlich angeregt fühlen konnte, ganz 
eigentümlich überrascht. Hoch aus den Wipfeln klingt ein Trommelschlag 
lustig und munter, nicht betäubend, wie ihn das gespannte Kalbfell der 
bewaffneten Macht erzeugt, sondern mäßig laut und wohlonend — der 
c—m 46b
	        
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