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annahmen. Brennus versprach gegen eine Entschädigung von
tausend Pfund Gold das Land zu verlassen. Beim Wiegen des
Goldes bedienten sich jedoch die Gallier falscher Gewichte, und als
die Römer sich darüber beschwerten, warf Brennus sein großes
Schwert in die Wagschale und rief höhnend: „Wehe. den
Besiegten!"
In demselben Augenblick erschien Camillus. Er war mit
seinem Heere vor der Stadt angelangt und geriet in heftigen Zorn,
als er Zeuge des Übermuts und der Anmaßung von Brennus
wurde. „Weg da mit dem Golde!" rief er, „der Römer erkauft
sein Vaterland mit Eisen!" Brennus berief sich auf sein Abkom¬
men mit den Belagerten. „Das gilt nicht,“ sprach Camillus; „ich
bin Diktator und ohne mich kann kein Römer einen Vertrag
schließen.“ Man griff zu den Waffen. Die Gallier wurden gänz¬
lich geschlagen und nur wenige sollen entkommen sein.
So wurde Camillus der Retter Roms. Er gilt aber auch als
dessen zweiter Vater; denn er wußte zu verhindern, daß die
Römer nach Veji auswanderten, was sie vorhatten, indem die
Armen Baumaterialien geschenkt erhielten und jeder nach seinem
Wunsch bauen durfte. In kurzer Frist entstand ein neues, jedoch
sehr unregelmäßig gebautes Rom.
146. Pyrrhus und Fabricius.
Aufs herrlichste zeigten sich die Tugenden der Römer in den
Kämpfen mit Pyrrhus.
Trotzdem bei Heraklea die römische Reiterei in Unordnung
geriet, weil die Pferde vor den Elefanten des Pyrrhus scheuten,
kämpfte das römische Heer mit größter Tapferkeit, so daß Pyrrhus
nach errungenem Siege voll Bewunderung ausrief: „Mit solchen
Soldaten wollte ich die ganze Welt erobern!"
Um einen für ihn günstigen Frieden zu erlangen sandte Pyrr¬
hus seinen vertrauten Minister Cineas nach Rom. Dieser war
ein Meister der Rede und wußte durch Lob und Schmeichelei manche
einflußreiche Persönlichkeit zu gewinnen, unterstützte feine Worte
auch durch reiche Geschenke und hätte bald seinen Zweck erreicht. In
der entscheidenden Sitzung des Senats hielt jedoch der greife und
blinde Appius Claudius Cäcus, der sich in das Sitzungsgebäude
hatte tragen lassen, eine gewaltige Rede. „Wie," rief er aus, „ihr
könnt Vorschläge von einem Fremden entgegennehmen? Bisher
habe ich den Verlust meiner Augen bedauert; jetzt möchte ich aber
auch noch taub sein um nicht die Reden Unwürdiger und Feiger an¬
hören zu müssen. Wie, ihr, die ihr euch vermessen habt den großen
Alexander in den Staub zu lverfen, wenn er nach Italien gekominen