Full text: Österreich-Ungarn, Balkan, Orient (Bd. 1)

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vorbei war und das Wasser stieg, schweißte der Damm an vielen Stellen. 
Gergely hatte behauptet, das sei nur Ciswasser- Klug aber vermutete, daß 
es Donauwasser wäre. Wollte man Gewißheit, mußten die schmelzenden Eis- 
berge entfernt werden. Und die Riesenarbeit, an der sich alle Männer des 
Vorfes beteiligten, ging flott vonstatten,- was der Richter selbständig begonnen 
hatte, führte der Stromingenieur jetzt zu Ende. 
Noch vor Abend rückten dreihundert Männer aus Josefsfeld ein und 
traten beim Donaudamm an. Ls waren ernste, kernige Gestalten, die nicht viel 
redeten und sich an die bedrohten Punkte weisen ließen, Wie Werkleute mit 
Schaufeln und hauen und Beilen waren sie ausgerüstet, und jeder hatte seinen 
Tornister mit Lebensmitteln auf dem Rücken für ein paar Tage. 
Auch ihr Pfarrer war mitgekommen und hatte im Karlsdorfer Pfarrhaus 
vorgesprochen. Er bot jede Hilfe an, die seine Gemeinde leisten konnte, und 
lud den Herrn Amtsbruder für den äußersten Fall, daß er weichen müsse, zu 
sich. Sein Haus stehe ganz und gar zu Gebote. Im Auftrag des Richters von 
Josefsfeld könne er melden, daß für beiläufig tausend Personen zur Not 
Raum geschafft werden könne. 
Draußen brüllte der Donaustrom immer lauter und lauter, als der Abend 
sich herabsenkte. Aus allen Dämmen schwelten die Fettlampen in den zahl- 
reichen Laternen, die sich wie die Wachtfeuer in einem wildbewegten Heer- 
lager ausnahmen. Huf dem Mitteldamm aber — er hieß der Grünzeugdamm — 
brannten helle Flammen- dort hatten die Frauen zehn große Kessel, in denen 
sonst Wäsche ausgekocht wurde, auf Dreifüße gestellt und bereiteten ihren 
Männern und Söhnen das erste warme Mahl nach so vielen nassen Tagen. 
Auch trockne Wäsche und Kleider hatten sie ihnen mitgebracht und sehr viel 
Zuversicht und Munterkeit. Drei Faß Wein ließ die Klugsnantschi hinaus- 
führen und machte mit ihren Töchtern die Mundschenkin. Die Haffnerssusi 
aber stand mit erhitztem Gesicht zwischen zwei Goulaschkesseln und schwang 
ihren großen Schöpflöffel wie ein Zepter. Zwischen zwei anderen Kesseln 
hantierte still und ernst die Läse Bärbel. Und die Rette setzte sich fort, die 
angesehensten Bäuerinnen waren mitgekommen und kochten da unter freiem 
Himmel. 
Die Männer lösten sich ab und eilten in Gruppen herbei von der Arbeit. 
Muntere Worte flogen hin und wider, man hatte den Humor nicht verloren 
und schien voll guten Muts. Die Mainacht war frisch, aber windstill und 
sternenhell. Aus weiter Ferne hörte man ein Sausen und Stöhnen, ein dumpfes 
Rollen, und es war manchmal, als ob auch der Grünzeugdamm da zwischen 
den Krautfeldern erbebe, von ihren Frauen erfuhren jetzt die Karlsdorfer, 
daß dort drüben dreihundert Männer aus Josefsfeld für sie kämpften. Und 
man brachte ihnen ein Vivat, ein Eljen, das unheimlich in der Dunkelheit 
verhallte, ohne das Ghr der Braven zu erreichen. 
Ordentlich stolz waren die hungrigen Männer, daß ihren Frauen so 
etwas Köstliches eingefallen war wie dieser abendliche Besuch, diese Fürsorge 
für ihr Wohl, und mancher von ihnen gab der Genossin heimliche Ratschläge, 
was daheim zu tun wäre. Denn in seinem tiefsten Innern zweifelte ein jeder 
ein wenig an einem guten Ausgang. 
Der Donaudamm hatte zuerst einen Bruch bekommen. Aber der Komitats- 
ingenieur Stepan mit den dreihundert Männern aus Iosefsfeld besiegte die
	        
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