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Vo leise wandelt hin ihr Fuß, 8. Und keck erfaßt er ihr Gewand,
Da Segensblümlein auferstehen. Fährt barsch sie an mit harten Worten:
6. Doch nicht verstand ihr edles Herz zLaß sehen mich, was deine Hand
d finshte e Gatten, verz Hinweg trägt aus des rs Pfor—⸗
Zu dessen Brust, so hart wie Erz, 7
Die e n d en Und von dem Körblein zieht er rauh
Ein bitt'rer, stachelichter Dorn Das Tuch, in tückischem Erbosen
Ward ihm jedwede Armenspende; Doch sieh — da liegt, benetzt mit Tau,
Und braͤusend wallte auf in Zorn, Ein holder Kranz von frischen Rosen.
Daß sie des Fürsten Gut verschwende. 9. Und klarer, wunderbarer Schein
7. Als einstens nun sie liebewarm Sich dem Rosenlranz erhebet;
Hernieder steigen wollt' Thale, Er hüllt die gromme Fürstin ein.
Trug sie das Körblein in dem Arm, Gar reicher Duft sich drein verwebet.
Nit Speisen zu dem Armenmahle. Als wie von einem Engelpaar
Suß wiegte sich ihr Engelfinn Getragen, steigt zum Thal sie nieder
Schon in des Wohlthuns nahem Glücke; Und ihre Armengabe war
Da trat ihr Schwager vor fie hin, Im Körblein statt der Rosen wieder.
Im harten Herzen Hohn und Tücke.
105. Der Mönch zu Heisterbach.
Wolfgang Müller.
1. Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort;
Der Ewigkeit sinnt tief und still er nach
Und forscht dabei in Gottes heil'gem Wort.
2. Er liest, was Petrus der Apostel sprach:
„Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr',
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag!“ —
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer llar.
3. Und er verliert sich zweifelnd in den Wald;
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht;
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
4. Im Lauf erreichet er den Garten schnell;
Ein Unbekannter öffnet ihm das Wor;
Er stutzt, — doch sieh, schon ist die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heil'ger Chor.
5. Nach seinem Stuhle eilend tritt er ein,
Doch wunderbar, ein andrer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reihn:
Nur Unbekannte findet er am Ort.
6. Der Staunende wird angestaunt ringsum,
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr
Er sagt's, da murmelt man durchs Heiligtum:
Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr.
7. Der letzte dieses Namens, tönt es laut,
Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
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