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W. „Ich bring' euch frohe Märe: Glück zum Urenkelein!
Antonia hat geboren ein Knäblein hold und fein.“
Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis:
„Der Fink hat wieder Samen; dem Herrn sei Dank und Preis!
VII. Epen.
192. Das Hildebrandslied.
Nach der übersetzung von Karl Simrock.
Ik gihörta dhat seggen, dhat sieh urhêttun aenôn muottin
iltibralt enti Hadhubrant unter herjun tuêm.
Sunufatarungõôs iro saro rihtun,
hlarutun se ird gudbamun, gurtun sih ird suert ana,
IIelidòs, ubar hriugâ, dô sie tô derôò hiltju ritun.
Ich hörte sagen, sich heischten zum Kampf
Hildebrand und Hadubrand unter Heeren zweien,
Des Sohnes und des Vaters. Sie sahn nach der Rüstung,
Die Schlachtgewänder schnallten sie, gürteten die Schwerter an,
Die Recken, über die Ringe und ritten zum Kampf.
Hildebrand erhob das Wort; er war der hehere Mann,
Erfahrener und weiser; zu fragen begann er
Mit wenigen Worten, wer sein Vater wäre
Der Helden im Volke, „oder welcher Herkunft du selbst.
Sagst du mir nur einen, die andern weiß ich mir:
Kind im Königreiche kund ist mir alles Erdenvolk.“
Hadubrand erhob das Wort, Hildebrands Erzeugter:
„Das sagten vor alters mir unsere Leute,
Alte und weise, die eher dahin sind,
Daß Hildebrand hieße mein Vater; ich heiße Hadubrand.
Früh zog er gen Osten, floh vor Otakers Zorn
Hin mit Dietrichen und seiner Degen viel.
Er ließ im Lande der Hilfe ledig sitzen
Das Weib in der Wohnung und unerwachsenen Sohn,
Erblos das Volk, da er ostwärts hinritt.
Aber darben mußte Dietrich seitdem
Meines Vaters, der freundlose Mann.
Dem Otokar war er eifrigst erzürnt;
Aber dem Dietrich, der teuerste Degen;
Immer an des Volkes Spitze fechten war ihm stets zu lieb.
Kund war er allen kühnen Mannen.
Ich glaube nicht, daß er noch lebt!“
„Weiß es Allvater oben im Himmel,
Daß du nie hinfort mehr fährst zum Kampfe
Mit so gesipptem Mann“ — —
Da wand er vom Arme gewundene Ringe