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9. Und das steinerne Mal unter dem 10. Wunderseliger Mann, welcher der
Fliederbusch, Stadt entfloh!
Wo ein biblischer Spruch freudig zu Engel segneten ihn, als er geboren ward,
sterben lehrt, Streuten Blumen des Himmels
Wo der Tod mit der Sense Auf die Wiege des Knaben aus!
Und ein Engel mit Palmen steht.
45. preis der deutschen Sprache.
Adolf Stöber.
1. Muttersprache deutschen Klanges, 5. Des Gemütes tiefsten Saiten
O, wie hängt mein Sinn an dir! Lockst du ab den hellen Laut;
Des Gebetes und Gesanges Seine zartsten Heimlichkeiten
Heil'ge Laute gabst du mir. Hat das Herz dir anvertraut:
Sollt' ich deine Fülle missen, Liebesweh und Liebeswonnen,
O, mich kränkte der Verlust, Sehnsucht und Befriedigung,
Wie ein Kind, das man gerissen Was im Busen sich entsponnen,
Von der warmen Mutterbrust! Kündet deiner Töne Schwung.
2. O, wie klingt in deinen Tönen 6. Maienlust und Herbstestrauer,
Gottes Wort so voll und reich, Alpengrün und Gletscherpracht,
Mächtig, wie Posaunen dröhnen, Bütenduft und Windsbrautschauer,
Und wie Hirtenflöten weich! Wiesenglanz und Waldesnacht
Wie die Orgel mannigfaltig, Deutest mit geweihten Zeichen
Leihst du jedem Geist den Mund, Du, Vertraute der Natur,
Thust Prophetenernst gewaltig, Wie Druiden unter Eichen
Jüngermilde lieblich kund. Lauschten auf des Gottes Spur.
3. Gilt's dem edlen Vaterlande, 7. Immer forschend, unerschrocken,
Seiner Freiheit, seiner Ehr', Zu gewinnen edlen Fund,
Gilt es gegen schnöde Bande Senkst du deine Taucherglocken
Heil'gen Kampf und tapfre Wehr: In der Wahrheit tiefsten Grund.
Wie die Schlachttrompete schmettert, Sammelst an verborgnem Riffe
Zürnen deine Laute dann, Einen reichen Perlenkranz
Wie ein Schwert, das Blitze wettert, Aller Wissenschaft Begriffe
Dienest du dem freien Mann. Leuchtend in des Wortes Glanz.
4. Von der Heimat trauten Rumen, 8 Ja, so weit als die Gedanken,
Von des Hauses Lust und Schmerz, Fliegst du deinen hohen Flug,
Von der Kindheit Rosenträumen Schwebend über engen Schranken
Sprichst du wie ein Mutterherz, Wie der Wandervögel Zug.
Weißt in farbenhellen Bildern Weltumfassend sei dein Streben,
Und im goldnen Märchenstil Wie des Himmels blaue Flur,
Treu die Kinderwelt zu schildern Reich und rege wie das Leben,
Und der Häuslichkeit Asyl. Groß und frei wie die Natur.