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462. Triolett.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
Ein Triolett soll ich ihr singen? Wie sollt' ich mit der Kleinheit ringen,
Ein Triolett ist viel zu klein, Es müßt' ein großer Hymnus sein!
Ihr großes Lob hineinzubringen! Ein Triolett soll ich ihr singen?
Ein Triolett soll ich ihr singen? Ein Triolett ist viel zu klein!
463. Variation.
Ein Triolett.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
Ich kann ein Triolett nicht singen, Franzosenwitz geht nur hinein;
Das Triolett ist mir zu klein, Ich mag im deutschen Musenhain,
Verstand und Geist hineinzubringen! Ich kann ein Triolett nicht singen,
Ich kann ein Triolett nicht singen! Ein Triolett ist mir zu klein.
464. Aieß hinab, mein stilles Leben.
Ein Triolett.
Christoph August Tiedge.
Fließ hinab, mein stilles Leben! Fließ, o fließ hinab, mein Leben!
Hier ist nicht das Thal der Ruh; Wo die Segnungen der Ruh
Trüb' und schleichend zitterst du, Um ein still'res Ufer schweben.
Von Cypressennacht umgeben, Fließ, o fließ hinab, mein Leben!
Deinem Wasserfalle zu. Dort wie still! was zögerst du?
465. Begeisterung.
Eine Kanzone.
Joseph Christian Freih. v. Zedlitz.
Ein Kern des Lichts fließt aus in hundert Strahlen,
Die gottentflammte Abkunft zu bewähren;
Begeistrung ist die Sonne, die das Leben
Befruchtet, tränkt und reift in allen Sphären!
In welchem Spiegel sich ihr Bild mag malen,
Mag sie im Liede kühn die Flügel heben,
Mag Herz zu Herz sie streben,
Sie sucht das Höchste stets, wie sie's erkennet!
Längst im Gemeinen wär' die Welt zerfallen,
Längst wären ohne sie zerstäubt die Hallen
Des Tempels, wo die Himmelsflamme brennet;
Sie ist der Born, der ew'ges Leben quillet,
Vom Leben stammt, allein mit Leben füllet.
466. Vor und nach dem Tode.
Eine Kanzone.
Joseph Christian Freih. v. Zedlitz.
Wie mich die Welt an dieses Toten Stätte
Anekelt, die erbärmliche, gemeine!