Full text: Von Wulfila bis zur Sturm- und Drangzeit (1, [Schülerband])

Ulrich Boner 
Edelstein. 
î. 
Von einer veltmüs und einer statmüs. 
Von vrier armuot. 
Ein veltmüs eines rites sprach 
vil vrölich, dô si erst ersach 
ein statmüs, ir geslehte, körnen, 
si sprach: ‘es muos mich iemer 
vromen, 
das du bist körnen in min hüs? 
mit grösser gir luot si die müs. 
dü wirtin hat vrölichen muot; 
die spise ziert der wille guot. 
ein vrölich antlüt sijr bot 
und sprach: ‘wir stillen âne not li¬ 
essen, was wir guotes hein. 
wà dü wirtschaft ist ze klein, 
die machet gros der wille guot.’ 
dü statmüs dö mit vlisse luot 
ir trüt gespiln, die veltmüs, 
und vuort si mit ir in ir htis 
in einen kelr beraten wol, 
der was guoter spise vol; 
da lag viel sch und vischen vil. 
si sprach: ‘nu is an, trüt gespil, 20 
der besten spise, so hie si, 
und leb aller sorgen vri. 
bröt, ziger unde käse guot 
is vaste; wir sin wol beb not 
vor bunden und vor kazen.’ 
dö hörtens schiere razen 
un der türe slos den koch, 
du heim sehe mus vil balde vlôcli 
ir trüt gespilen lie si stän. 
die enwiste, war si sölte gän: 30 
nu vlöch si hin, nu vlöch si har. 
der koch nam ir vil eben war; 
er wolt si gerne ertreten hän; 
dö muost er üs dem kelre gän; 
den kelr er wider zuo beslös. 
die vrömde müs vil ser verdrös: 
si hat der wirtschaft wol enborn; 
das leben hat si nach verlorn, 
dar nach schiere kam her üs 
geslichen ouch dü künde müs; 40 
si sprach: ‘trüt gespile min, 
vröuw dich und lä din trüren sin! 
is und trink und lebe wol! 
dirr kelr ist süesser spise vol? 
dö antwurt ir dü vrömde müs 
und sprach: ‘und käme ich nu 
hin üs, 
ich wölt ein honen lieber gnagen, 
denn ich die vorhte wölti tragen 
durch diner spise süessekeit, 
dü mit der gallen biterkeit 50 
vermischet ist. die hab du dir! 
si vüegt dir wol, si vüegt niht mir; 
da von solt dus alleine hän: 
ich wil üs üf den aker gän 
und wil in armuot vrölich leben, 
du solt in grösser vorhte streben.
	        
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