Full text: Von Wulfila bis zur Sturm- und Drangzeit (1, [Schülerband])

Hlbrecbt von Haller. 
Die Hlpen. 
. . 1. Beglückte güldne Zeit, Geschenk der ersten Güte, 
O, daß der Himmel dich so zeitig weggerückt, 
Nicht, weil die junge Welt in stetem Frühling blühte 
Und nie ein scharfer Nord die Blumen abgepflückt; 
Nicht, weil freiwillig Korn die falben Felder deckte 
Und Honig mit der Milch in dicken Strömen lief; 
Nicht, weil kein kühner Löw' die schwachen Hürden schreckte 
Und ein Verirrtes Lamm bei Wölfen sicher schlief: 
Nein, weil der Mensch zum Glück den Überfluß nicht zählte, 
Ihm Notdurft Reichtum war und Gold zum Sorgen fehlte! . . 
2. Wohl dir, vergnügtes Volk! o danke dem Geschicke, 
Das dir der Laster Quell, den Überfluß, versagt; 
Dem, den sein Stand vergnügt, dient Armut selbst zum Glücke, 
Da Pracht und Üppigkeit der Länder Stütze nagt. 
Als Rom die Siege noch bei seinen Schlachten zählte, 
War Brei der Helden Speis und Holz der Götter Haus; 
Als aber ihm das Maß von seinem Reichtum fehlte, 
Trat bald der schwächste Feind den feigen Stolz in Graus. 
Du aber hüte dich, was Größers zu begehren, 
Solang' die Einfalt dau'rt, wird auch der Wohlstand währen. 
3. Zwar die Natur bedeckt dein hartes Land mit Steinen, 
Allein dein Pflug geht durch, und deine Saat errinnt; 
Sie warf die Alpen auf, dich von der Welt zu zäunen, 
Weil sich die Menschen selbst die größten Plagen sind; 
Dein Trank ist reine Flick, und Milch die reichsten Speisen, 
Doch Lust und Hunger legt auch Eicheln Würze zu; 
Der Berge tiefer Schacht gibt dir nur schwirrend Eisen, 
Wie sehr wünscht Peru nicht, so arm zu sein als du! 
Dann wo die Freiheit herrscht, wird alle Mühe minder, 
Die Felsen selbst beblümt und Boreas gelinder.
	        
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