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welche aus den Blumen den letzten Tropfen heraussaugen; wann er anfangt
die Wahrheit zu predigen denen hohen Ministris, und Räten, sie sollen lernen
3 zählen, sie sollen jene Lektion recht lernen, welche Christus seinen Geheimisten
gegeben. Wann er anfangt, den Edel-Leuten die Wahrheit zu predigen, daß sie denen
Barbieren in ihr Profession eingreifen, und ihr mehristes Einkommen nicht im Wein
oder Trayd*, sondern inZwiebeln stehe,weilen sie dieBaurengarzustarkzwiebeln; wann
er die Wahrheit sagt denen Geistlichen, daß sie gar oft feind wie die Glocken, welche
anderen in die Kirchen läuten, und sie selber bleiben daraus: daß sie gar oft seind
wie die Zimmerleut des Noö, welche anderen die Archen gebauet, daß sie sich sal-
vieret, und sie selbsten seind zu Grund gangen, daß viel Geistliche seind wie die
Nacht-Eulen, welche das Öl bei nächtlicher Weil aus denen Lampen aussaufen,
und sich von der Kirchen erhalten, und sonst nichts nutzen; wann er die Wahr¬
heit sagt denen Soldaten, daß sie halsstarriger Meinung seind als seie ihr Ge¬
wissen auch priviligiert, aber da heißt es Privilegia Brief-Lügen; die Wahrheit dem
Magistrat, und Obrigkeiten, daß sie gar oft seind wie ein Spital-Suppen, wor¬
auf wenig Augen; die Wahrheit denen Mautnern und Beambten, daß sie gar
zu barmherzig seind, nicht zwar in Beherbergung der Frembdling, wol aber des
frembden Guts; die Wahrheit denen Zimmerleuten, daß man bei ihnen allzeit
frische Spän, aber zugleich faule Gespän finde; die Wahrheit denen Becken,
daß sie gar oft solche Leut sein, welche Mehl genug, aber zu wenig Teig zum
Semmeln nehmen; die Wahrheit denen Gärtnern, daß sie gar oft den Garten
säubem, aber das Gewissen lassen verwachsen, und nichts mehrer pflanzen, als
das Weinkräutl; die Wahrheit denen Wirten, daß sie gar oft Kein-Wein für
Rhein-Wein, Lugenberger für Lutenberger ausgeben, und öfters auch den Tuch¬
scherer in die Arbeit greifen; die Wahrheit den Bauren, daß sie sich zwar ein¬
fältig stellen, aber so einfältig, wie die Schweizer-Hosen, so hundert Falten haben;
die Wahrheit denen Kindern, daß sie denen Pasfauer - Klingen nicht nacharten,
dero beste Prob ist, wann sie sich biegen lassen; die Wahrheit den Frauenzimmer,
daß sie gar zu viel ziehen an den Schweif des Rocks, zu wenig umb den Hals
tragen; die Wahrheit den gemeinen Weibern, daß sie fast die Natur einer Uhr
an sich haben, welche nie ohne Unruh, rc.: wann dergestalten der Prediger den
Scharfhobel brauchen wird, wann er auf solche Weis wird die Wahrheit reden,
so bringen ihm solche Wörter, Schwerter, so bringt ihm solches Sagen, Klagen;
luimious factus sum dicens*. Er verfeindt sich allenthalben. Sein Auditorium
wird bald die Schwindsucht leiden: die Kirchenstühl werden bald lauter Quartier
der alten Weiber werden wie ein abgebrochener Jahrmarkt, an allen Orten
wird man hören, was kei ich mich umb den Prediger.
Judas der Erzschelm ermordt seinen leiblichen Vater Rüben.
Merks wohl mein Christ. Dein Christus hat derentwegen in dem Garten
von den Hebräischen Lotters-Buben wollen gefangen werden, damit er im
Garten anfange die Schuld zu bezahlen, welche Adam gemacht hat im Garten.
Merks wohl mein Christ. Dein Christus hat derentwegen im Garten von Malcho
dem Böswicht einen harten Backenstreich leiden wollen, weilen Adam ein Maul¬
taschen verdienet hat wegen seiner getanen Lug im Paradies. Merks wohl
mein Christ. Dein Christus ist derentwegen mit harten Geiseln geschlagen
worden, damit er zeige, er seie das wahre Treidkörnl, von denen Hebräern
dergestalten ausgedroschen, endlich gar in die Erd geworfen, daß es den dritten
Tag wiederumb aufgangen, und uns ein Frucht des Lebens worden. Merks
Deutsche Bibliothek. Band 7. 8. Aufl.
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