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verlassen und starr liegt der Park da. Doch — horch! Inmitten der
Einöde von Schnee und Eis tönt in gleichbleibendem Rhythmus das
donnernde Spiel der kochenden Geysirs; unberührt von Sommerhitze
und Winterkälte, unbeeinflußt von den Sonnenstrahlen, welche das
5 Sterbliche beherrschen, sind sie die Sendboten der ewigen Glut, die in
der Tiefe unsers Erdballes schlummert.
V. Abhandlungen.
37. Wachstum und Entwicklung.
Johannes Reinke. Die Welt als Tat. Berlin 19033. S. 197 ff.
Wenn die Assimilation in den grünen Organismen zunächst
chemische Werte schafft, durch welche die im Energiewechsel unvermeid¬
lichen Verluste gedeckt werden, so führt sie dem Körper der Pflanzen
und Tiere auch das erforderliche Baumaterial zu, um daraus neue
5 Zellen, neue Gewebe und neue Organe zu bilden. Ehemische Kräfte
sind unausgesetzt tätig, um dies Baumaterial teils zu mehren, teils
zu vermindern; bei normalem Verlauf des Lebens ergibt sich indes
meistens ein Überschuß des Erwerbs über den Verbrauch. Das gilt
für die Pflanzen wenigstens nahezu allgemein, während der ausge-
io wachsene Körper eines Vogels, eines Pferdes oder eines Menschen
am Ersah der verbrauchten Substanz sich genügen läßt.
Der Aufbau des Körpers und der Ausbau seiner Organe voll¬
ziehen sich durch Wachstum. Zur Unterhaltung und Förderung des¬
selben reichen die chemischen Zugkräfte nicht aus. Nur unter der
i5 Herrschaft besonderer Impulse fügen die Stoffe sich so aneinander,
daß daraus Protoplasma, Zellkerne, innere und äußere Organe wer¬
den können. Diese Impulse bewirken die Bildung der Gestalt, für
deren Erhaltung und Belebung der Energiewechsel sorgt.
Es ist die Regel, daß eine Pflanze oder ein Tier das Dasein
20 als kleiner, meist nur mit dem Mikroskope erkennbarer Keim beginnt,
um sich zu vergrößern, bis die durch den Typus der Art bestimmte
Größe erreicht ist. Die überwiegende Mehrzahl der Organismen durch¬
läuft diese Periode des Wachstums unter mehrfachem Wechsel der