Full text: Prosa für Lehrerseminare (Teil 3)

Horte der fürstlichen Souveränität, und nicht dem von deutschen Ein¬ 
heitsgedanken erfüllten Preußen, würden die Mittelstaaten anhängen. 
Preußen wäre mediatisiert gewesen, Östreich hätte die Negierung 
über Deutschland besessen. Dann aber wären ihm auch die Mühen, 
s die Pflichten und vielleicht die Gefahren einer Negierung zugefallen, 
und diese auf sich zu nehmen, deuchte Kaiser Franz zu weitaussehend 
und war Metternich zu indolent. Besser erschien das erreichte halbe 
Verhältnis, in welchem man für Deutschland nichts zu tun brauchte, 
aber doch so gestellt war, jede für Östreich unangenehme Regung 
10 in Deutschland niederzuhalten. Daß ein solcher Zustand auf die Dauer 
unerträglich werden mußte, sah Metternich nicht. 
Preußen mochte einer unverdient gnädigen Fügung des Himmels 
danken, daß aus seinem Plane eines starken Reichsregiments mit solchen 
Genossen nichts geworden,war. Solange Östreich als feste Stütze der 
i5 partikularistischen Mittelstaaten im Bunde war, standen die Bundes¬ 
behörden feindlich gegen die Pflege der nationalen Gesamtinteressen, 
feindlich gegen die preußischen Einheitsgedanken. Je schwächer jene 
Vundesbehörden, desto besser bei der damaligen Lage für Preußen 
und die künftige nationale Einheit. In diesem Sinne war die Ver- 
drängung der Stein-Hardenbergschen Pläne durch die Bundesakte ein 
Glück für die nationale Zukunft. Daraus aber folgte, wie auf der 
Hand liegt, keineswegs, daß auch für die nationalen Bedürfnisse ihrer 
eigenen Zeit die Bundesakte ein ausreichendes Organ gewesen wäre. 
7. Napoleon i. 
a) Napoleon auf der Höhe seiner Macht. 
Heinrich Sybel. Kleine historische Schriften. Stuttgart 18803. Bd. I, S. 254ff. 
Am Abschlüsse des Jahres 1807 stand Napoleon auf dem Gipfel 
seiner weltgebietenden Macht. Er hatte Ostreich in drei großen Kriegen 
überwältigt, ganz Italien sich unterworfen, weite deutsche Provinzen 
des Gegners seinen Vasallen und Bundesgenossen geschenkt. Er hatte 
5 Preußen völlig zerschmettert, die Hälfte des Staates abgerissen, aus 
den Trümmern desselben für seinen Bruder Jerome das Königreich 
Westfalen, für den König von Sachsen das Großherzogtum Warschau 
gebildet und zahlreiche Garnisonen in den Festungen der Elbe, Oder 
und Weichsel gelassen. Das übrige Deutschland war in die Form des 
io Rheinbundes gegossen und zu unausgesetztem Kriegsdienste unter den 
Fahnen des Gewaltigen verpflichtet. Spanien, von einer elenden Re-
	        
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