Full text: Sang und Spruch der Deutschen (Band 3)

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Deutsche Dichter von Luther bis Klopstoü. 
[38] 
2- Ich bin ein deutsches Mädchen! 
Zorn blickt mein blaues Aug' auf den, 
es haßt mein Herz 
den, der sein Vaterland verkennt. 
2- Ich bin ein deutsches Mädchen! 
erköre mir kein ander Land 
zum Vaterland, 
wär' mir auch frei die große Wahl. 
«• Ich bin ein deutsches Mädchen! 
Mein hohes Auge blickt auch Spott, 
blickt Spott auf den, 
der Säumens macht bei dieser Wahl. 
s- Du bist kein deutscher Jüngling! 
bist dieses lauen Säumens wert, 
des Vaterlands 
nicht wert, wenn du's nicht liebst wie ich. 
«- Du bist kein deutscher Jüngling! 
Mein ganzes Herz verachtet dich, 
der's Vaterland 
verkennt, dich Fremdling! und dich Tor! 
7 Ich bin ein deutsches Mädchen! 
Mein gutes, edles, stolzes Herz 
schlägt laut empor 
beim süßen Namen: Vaterland! 
So schlägt mir's einst beim Namen 
des Jünglings nur, der stolz wie ich 
aufs Vaterland, 
gut, edel ist, ein Deutscher ist! 
47. Überschäümig der Ausländer. 
' 1781. 
1- Verkennt denn euer Vaterland, 
undeutsche Deutsche! steht und gafft 
mit blöder Bewundrung großem Auge 
das Ausland an! 
2- Wettstreitet, wer am lautsten staunt! 
„Verdorret ist des Siegers Kranz!" 
Wir rnfens euch zu; doch ihr betäubt 
euch 
und streitet fort. 
»- Wir spotten eures Kampfes nicht: 
das ist des Mitleids Sprache nicht. 
Unglückliche sind uns heilig! Traut uns, 
wir spotten nicht. 
2- Dem Fremden, den ihr vorzieht, kam's 
nie ein, den Fremden vorzuziehn: 
er haßt die Empfindung dieser Kriech¬ 
sucht, 
verachtet euch, 
s. weil er ihn vorzieht. Faßt ihr nun, 
daß wir aus euch voll Mitleid sehn? 
ergründet ryr mm, oag iyr unglück¬ 
lich — 
uns heilig seid? 
48. Wingolf. 
1747 (1771). 
1- Komm, goldne Zeit, die selten zu Sterb¬ 
lichen 
heruntersteiget, laß dich erflehn, und komm 
zu uns, wo dir es schon im Haine 
weht und herab von dem Quell schon 
tönet! 
2- Gedankenvoller, tief in Entzückungen 
verloren, schwebt bei dir die Natur. Sie 
hat's 
getan! Hat Seelen, die sich fühlen, 
fliegen den Geniusflug, gebildet. 
2- Natur, dich hört' ich im Unermeßlichen 
herwandeln, wie mit Sphärengesangeston 
Gestirne, Dichtern nur vernommen, 
strahlend im Meere der Lüfte wandeln. 
4. Aus allen goldnen Zeiten begleiten dich, 
Natur, die Dichter! Dichter des Altertums! 
Der späten Nachwelt Dichter! Segnend 
sehn sie ihr heilig Geschlecht hervor¬ 
gehn. 
49. Die frühen Gräber. 
1764. 
Ton: Gluck. 
4. Willkommen, o silberner Mond, 
schöner stiller Gefährt' der Nacht! 
Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedanken¬ 
freund! — 
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte 
nur hin. 
2. Des Maies Erwachen ist nur 
schöner noch wie die Sommernacht, 
wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der 
Locke träuft 
und zu dem Hügel heraus rötlich er kömmt. 
2. Ihr Edleren, ach, es bewächst 
eure Male schon ernstes Moos! 
Q, wie war glücklich ich, als ich noch mit 
euch 
sahe sich röten den Tag, schimmern die 
Nacht!
	        
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