Full text: Sang und Spruch der Deutschen (Band 3)

Minnelieder. 
7. Güte und Schöne. 
Wol mich der Stünde, daß ich sie erfände, 
dre mir den Lib und den Müt hat Ke¬ 
imungen, 
sit deich die Sinne so gar an sie wände, 
der si mich hat mit ir Güete verdrungen! 
Daß ich gescheiden von ir niht enkan: 
das hat ir Schcen' nud ir Güete gemachet 
und ir röter Münd, der so lieblichen lachet. 
8. Tanzweise. 
(Übersetzung von Ludwig Uhland.) 
l* Nehmt Fraüe diesen Kränz — 
also sprach ich zu einer 
wohlgetanen Mäged 
So zieret ihr den Tanz 
mit den schönen Blumen, 
die ihr auf euch träget! 
Hätt ich viel edeles Gesteine: 
däs müßt auf eur Haupt, 
ob ihr mir es glaubt: 
seht meine Treue, dätz ichs meine. 
-Ihr seid so wohlgetan, 
dätz ich euch mein Schapel 
gerne geben will, 
das beste, das ich han! 
Meitzer unde roter Blumen 
weitz ich viel; 
die stehn so fern in jener Heide 
Mo sie schön entspringen, 
und die Vögelein singen, 
da sollten wir sie brechen beide. 
Sie nahm, das ich ihr bot, 
einem Kinde gleichend, 
welchem Ehr' geschieht; 
ihr' Wangen wurden rot, 
wie die Rose, da man 
sie bei Lilien sieht. 
Des mutzten die lichten Augen sich 
schämen. 
Doch sie nickte mir schöne. 
Däs ward mir zu Lohne. 
Wird mehr mir, will ichs verschwiegen 
nehmen. 
kl. Des Schöpfers Meisterwerk. 
*-Gott hat ir Mängel höhen Flitz, 
er streich sö trere Farwe dar, 
so reine Röt, sö reine Witz, 
hie roeseloht, dort liljenfar. 
Ob ichs vor Sünden tar gesagen, 
so soeh' ichs iemer gerner an 
ban Himel oder Himelwagen. 
Owe, was lob' ich tumber Mann? 
Mach ich mir si ze her, 
vil lihte wird mins Mundes Lob 
mins Herzen Sêr. 
--Si hat ein Küssen, das ist röt: 
gewünn' ich das für minen Mund, 
Sö stüend' ich üf üs dirre Nöt 
und woer' ouch iemer mê gesund. 
Dem si das an sin Mängel leget, 
der Wonet da gerne nähe bi: 
es smecket, sö maus iender reget, 
alsam es alles Balsme si. 
Das soll si lihen mir: 
sö dicke sö si's wider will, sö gib' ichs ir. 
»- Ir Houbet ist sö wünnenrich, 
als es min Himel welle sin. 
Wem sold' es anders sin gelich? 
Es hat ouch himeleschen Schirr. 
Dâ lrehtent zwêne Sternen abe, 
da müetz' ich mich noch inn' ersehen, 
daß si mirs also nähen habe! 
Sö rnag ein Wunder wol geschehen: 
ich jung', und tüt si das, 
und wird mir geraden Siechen 
seneder Suhte baß. 
10. Traumglück. 
i-Dö der Sumer komen was 
und die Blümen durch das Gras 
wünneglichen sprungen, 
aldä die Vögele sungen — 
bar font ich gegangen 
an einen Anger langen, 
da ein lüter Brunn' entsprang: 
vor dem Walde was sin Gang, 
da dre Nahtegale sang. 
--Bi dem Brunnen stünd ein Boum: 
da gesach ich einen Troum. 
Ich was von der Sunnen 
gegangen zü dem Brunnen, 
daß dre Linde mcere 
mir küelen Schaten boere. 
Bi dem Brunnen ich gesaß, 
miner Swcer' ich gar vergaß. 
Schier entslief ich umbe das. 
-Tö bedühte mich zehand, 
wie mir dienten allw Land, 
wie min Sêle woere 
ze Himel âne Swcere, 
und wie der Lib hie solte 
gebären swie er wolle. 
Dä ne was mir niht ze we. 
Got, der walde's, swie's ergê: 
schamer Troum enward nie mê.
	        
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