Full text: Sang und Spruch der Deutschen (Band 3)

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Minnesang: Neidhart. 
-- Ta ich das grüne Laub ersah, 
da tat ich ab den Kummer mein. 
Von einem Weibe mir geschah, 
daß ich muß immer fröhlich sein, 
viel wunniglichen wohlgemut. 
Es soll mich alles dünken gut, 
was sie mir tut. 
3- Sie schied von Sorgen meinen Leib, 
daß ich nun keine Trauer Han. 
Denn ohne sie, viertausend Weib 
die hättens alle nicht getan. 
Ihr Güte wendet all mein Leid. 
Zur Freundschaft ist sie mir bereit, 
was man auch schreit. 
»- Kein Leiden mag mir widerstahn: 
des will ich ganz ohn' Ängsten sein. 
Erging es, wie ich Willen Han, 
ne läge an dem Arme mein. 
Daß mir die Schöne würde zuteil, 
das däuchte mich ein großes Heil 
alle die Weil. 
s. Daß ich ihr holdes Herze trage, 
das ist gar manchen Leuten leid. 
Darum ich nimmer doch verzage, 
ihr Mühen ist verlorne Zeit. 
Was hilft sie ihe arge List? 
Lie wissen nicht, wie 's gangen ist 
in kurzer Frist. 
40. So wol dir Wib! 
Sö wol dir Wib, wie rein' ein Nam! 
wie sanft' er doch z'erkennen und ze 
nennen ist! 
Es ward nie niht sö lobesam, 
swä du's an rehte Güete körest, sö du bist. 
Tin Lob mit Rede nieman wol volenden 
kan. 
Swes du mit Trrewen pfligest wol, der 
ist ein soelig Man 
und mag vil gerne leben. 
Du gift al der Werlte höhen Müt: 
macht och mir ein wenig Fröide geben? 
41. Lied der Witwe Herzog Lütpolds. 
1194. 
Sie sagen, der Sommer der sei hie, 
die Wonne, die sei kommen, 
freuen soll ich mich darob wie eh. 
Nun ratet mir und sprechet wie: 
was mir der Tod genommen, 
nie verwinde ich das nimmermeh. 
Was bedarf ich wonniglicher Zeit? 
Der Herre aller Freuden Lütpold in der 
Erde leit, 
den keinen Tag ich trauren sah! 
Es hat die Welt an ihm verlorn, 
daß ihr an Keinem nie 
so jämmerlicher Schade geschah. 
--Mir armen Weibe war zu wohl, 
gedachte ich an ihn. 
All mein Heil an seinem Leibe lag. 
Und weil ich des nun mangeln soll, 
mit Sorgen geht mir hin 
alle Zeit, die ich noch leben mag. 
Meiner Wonne Spiegel ist verlorn: 
die Augenweide, die ich hätte mir im Mai 
erkorn, 
der muß ich, ach, beraubet sein. 
Als man mir sagt', er wäre tot, 
da wallte mir das Blut 
vom Herzen aus zur Seele mein. 
3-Die Freuden mir verleidet hat 
des lieben Herren Tod. 
Will entbehren sie zu aller Frist. 
Und nimmer mag des werden Rat', 
daß ich nicht ringe mit der Not, 
Herze nicht voll Jammers ist. 
Die ihn stets beweinet, das bin ich. 
Der edle Mann, um den allein zu leben 
freute mich, 
ist hin: was tauge ich noch hie? 
Sei ihm gnädig, Herre Gott. 
Kein tugendhaftrer Gast 
kam in dein Ingesinde nie. 
Neidhart. 
42. Unter der Dorflinde. 
i-Der Wald, der grau und greise 
vor Schnee stand und vor Eise, 
leuchtet jetzt in Farbe gar: 
nehmt sein wahr 
stolze Kind' — 
reihet, wo die Blumen sind. 
Aus manchen! grünen Reise 
vernahm ich süße Weise: 
singen kleine Vögelein, 
Blumen schein (sichtbar) 
ich da fand: 
Wiese hat ihr licht Gewand. 
3. Ich bin hold dem Maien, 
sah mein Liebchen reihen
	        
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