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niemand läßt sich vielleicht mit so viel Wahrheit sagen, daß „er die
Angst des Irdischen von sich geworfen hatte, aus dem engen, dumpfen
Leben in das Reich des Ideales geflohen war"; er lebte nur von
den höchsten Ideeen und den glänzendsten Bildern umgeben, welche
s der Mensch in sich aufzunehmen und aus sich hervorzubringen ver¬
mag. Wer so die Erde verläßt, ist nicht anders als glücklich zu preisen.
IV. Schilderungen aus der Natur- und Länderkunde.
27. Die Verfärbung des Laubes.
Anton Kerner von Marilaun. Pflanzenleben. Leipzig und Wien 1896'.
Bd. I, S. 473 ff.
Die Farbenpracht, welche tropische Wälder zeigen und welche
man sich meistens weit großartiger vorstellt, als sie in Wirklichkeit ist,
hält gar keinen Vergleich aus mit jener, welche sich in der nördlichen
gemäßigten Zone im Herbst entfaltet. Die aus Nadelhölzern und
5 Laubhölzern gemischten Waldbestände an den Vergabhängen längs
des Rheines und der Donau in Europa und die Ufergelände der
Kanadischen Seeen in Nordamerika bieten dann ein Schauspiel von
entzückender Schönheit. Die Höhen längs des Mittellaufes der Donau,
also beispielsweise in dem Abschnitte, welcher unter dem Namen
io Wachau bekannt ist, tragen weite, ausgedehnte Waldbestände, an
deren Zusammensetzung Buchen, Hainbuchen, Steineichen, Feld- und
Spitzahorne, Birken, wilde Kirschbäume und Birnbäume, Vogelbeer-
und Atlasbeerbäume, Espen, Linden, Kiefern, Fichten und Tannen
in reichster Abwechselung sich beteiligen. Als Unterholz und am Saume
i5 der Waldbestände erheben sich noch Gebüsche von Sauerdorn, Hart¬
riegel, Kornelkirsche, Spindelbaum, Zwergweichsel, Schlehdorn,
Wacholder und noch viel anderes niederes Strauchwerk. Die Berg¬
lehnen, welche gegen den Talboden sich absenken, sind mit Weinreben
bepflanzt, und in den Weinbergen finden sich Pfirsich- und Aprikosen-
20 bäumchen in großer Zahl gezogen. In den Auen am Strand und
auf den Inseln des Donaustromes erheben sich mächtige Silber¬
pappeln und Schwarzpappeln, Nüstern, Weiden, Erlen und auch ein¬
gesprengt sehr häufig Bäume der Ahlkirsche. Gegen Mitte des Oktobers
werden dort die Nächte schon bitterkalt; feuchte Nebel wallen über
25 dem Strom, und Reif bedeckt die grasigen Plätze der Talsohle. Tag-