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§ 7.
Die Israeliten.
1. Das Volk Israel, die Nachkommenschaft der Erzväter Abraham,
Isaak und Jakob, ist erst in der ägyptischen Knechtschaft zu einer größeren
Volksmenge herangewachsen, und erst durch den Auszug aus Ägypten unter
Moses (c. 1320) und die Gesetzgebung auf dem Sinai zu einem selbstän-
dt gm und eigenartigen Volke geworden, dessen große Bestimmung es nun
war, den Glauben an den einen Gott (Monotheismus) inmitten der Heiden-
Völker zu bewahren.
2. Als das Volk Israel nach der langen Wanderung durch die Wüste
(f. Karte II) als waffengeübtes Volk die Grenzen Kanaans (Palästinas) erreicht
hatte, starb Moses, vor seinem Ende erquickt durch einen Blick in das Land
der Verheißung. Sein Nachfolger im Heerführeramte wurde Josua. Dieser
eroberte den größten Teil des Landes und verteilte es unter die zwöls
Stämme. Es folgte die Heldenzeit der Richter; zuletzt verlangte das Volk
einen König.
3. Der erste König war Saul. Auf ihn folgte der kriegerische David,
unter dem das israelitische Reich seine höchste Blüte erlangte. Er eroberte
die Stadt Jerusalem und erhob sie zur Hauptstadt; die Burg Zion erbaute
er sich als Königssitz. Die Blütezeit dauerte noch an unter seinem fried-
liebenden Sohne Salomo, der den Tempel auf Mortjah erbaute und im
ganzen Morgenlande den Ruf höchster Weisheit erlangte. Nach Salomos
Tod aber kam es zu einer Teilung des Reiches, indem von Salomos Sohn
Rehabeam 10 Stämme abfielen und sich in Jerobeam einen eigenen
König wählten. Die zwei Stämme, welche Rehabeam treu blieben, bildeten
nun das Reich Inda mit der Hauptstadt Jerusalem; die zehn abgefallenen
Stämme bildeten das Reich Israel mit der Hauptstadt Samaria und eigenen
Stätten des Jehovadienstes. Die Propheten Jehovas vermochten den
Verfall der Religion und Sitte nicht aufzuhalten. Dazu kam die Ein-
misch nngfremderMächte in die Kämpfe der getrennten Reiche. Diese
wurden endlich eine leichte Beute des großen semitischen Weltreichs, das um
eben diese Zeit erstand, des assyrischen Reiches. Das Reich Israel wurde
durch Salmanassar und Sargon zerstört, und die Einwohner wurden
großenteils in die assyrische Gefangenschaft abgeführt, 722. Das Reich Juda
unterwarf sich ohne Widerstand der assyrischen Herrschaft. Nachdem dann
an die Stelle des assyrischen Weltreiches das babylonische Reich getreten war,
zerstörte dessen großer König Nebukadnezar auch das Reich Juda und
führte die Einwohner in die babylonische Gefangenschaft, 586.