Überblick über die außereuropäischen Erdteile.
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zösische, russische, englische und japanische Truppen sind unter dem Oberbefehl
des deutschen Generalfeldmarschalls Grafen Walderfee vereinigt, um für die
frevelhafte Verletzung des Völkerrechtes und die Zerstörung der christlichen
Kulturstätten mit bewaffneter Hand Sühne zu fordern. Die vereinigten Truppen
werden den Chinesen gegenüber keinen leichten Stand haben. In obiger An-
spräche Kaiser Wilhelms II. heißt es weiter: „Ihr sollt fechten mit einem
euch ebenbürtigen, tapfern, verschlagenen Feinde, gut bewaffnet und
gut ausgerüstet." Thatfächlich haben die Chinesen nach einem unglücklichen
Kriege mit Japan europäische Geschütze und Gewehre angekauft und ihre
Soldaten auf europäische Art in den Gebrauch derselben eingeschult.
Das Jnselreich Japan ist an Umfang etwas größer als das König-
reich Preußen, aber viel stärker bevölkert. Im Gegensatze zu China, wo
man jedem Fremden abhold ist, eignet sich Japan die europäische Kultur
gern und leicht an. Heerwesen, Verwaltung und Schulwesen werden nach
deutschem Muster gestaltet. Der jüngste Krieg zwischen China und Japan
hat gezeigt, daß Japan China weit überlegen ist.
Persien ist an Umfang größer als das Deutsche Reich, Österreich und
Frankreich zusammen. Die Einwohnerzahl übertrifft die der Rheinprovinz
kaum um das Doppelte. Von der ehemals blühenden Kultur ist wenig mehr
vorhanden.
Sibirien gehört zu Rußland, desgleichen der Kaukasus, Centralasien,
Chiwa und Bochara. Diese russischen Besitzungen erreichen an Umfang fast
die doppelte Größe von Europa. Die Bevölkerungsziffer dieses Riesenbesitzes
übersteigt jedoch die Preußens nur um zehn Millionen.
Vorderindien und der Westen von Hinterindien sind fast ganz im
Besitze der Engländer. An Flächenausdehnuug kommt der englische Besitz
der Hälfte von Europa gleich; die Bevölkerung ist dichter als die europäische.
Vorderasien gehört meist den Türken. Arabien ist im Innern un-
abhängig.
Die Franzosen besitzen den Osten von Hinterindien. Das Reich
Birma in Hinterindien ist unabhängig. Die Suuda-Jnseln gehören meist
den Holländern, die Philippinen den Vereinigten Staaten von Amerika,
die Karolinen den Deutschen.
Afrika. Das innere Afrika ist völlig unkultiviert.
Der Kongostaat ist selbständig und wird vom Könige von Belgien
regiert. Im Norden ist Ägypten dem Namen nach türkischer Vasallenstaat,
in der That steht es unter englischem Einfluß.
Tripolis und Barka gehören den Türken, Algier den Franzosen,
Marokko und Abessinien sind unabhängig. Die Engländer besitzen die Kap-
kolonie, sowie Striche an der Ost- und Westküste; das Deutsche'Reich hat
Besitzungen an der Ost- und Westküste; die Insel Madagaskar ge-
hört Frankreich.
Amerika. Amerika ist das Land der Freistaaten. Der bedeutendste
derselben in Nordamerka ist die Union oder die Vereinigten Staaten;
die größte Republik Südamerikas ist Brasilien. Die kleinern Freistaaten
sind fast fortwährend durch Bürgerkriege beunruhigt, die gestürzte Präsidenten