Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Keine Widerwärtigkeit konnte ihn aus der Fassung bringen, und 
wenn ihm alle seine Pläne fehlschlugen, tröstete er sich damit: 
„Gott sorgt schon, es könnte noch schlimmer gehen.“ Über¬ 
haupt bezeichnete man schon damals als besondere Eigen¬ 
schaften des habsburgischen Herrscherhauses: Seelenruhe und 
Gottvertrauen beim Mißgeschick; viel Not, viel Ehr'. 
„Der Kaiser ist ein vortrefflicher Feldherr,“ schreibt Mac¬ 
chiaveil, „er trägt jede Strapaze gleich dem Abgehärtetsten, in 
der Gefahr ist er mutvoll, er hält große Gerechtigkeit in seinem 
Lande aufrecht, in den Audienzen ist er gefällig und freundlich 
und besitzt viele andere Eigenschaften des besten Fürsten.“ 
Seine wesentlichsten Fehler dagegen seien übermäßige Ver¬ 
schwendung, Mangel an Festigkeit in seinen Entschlüssen und 
allzu großes Vertrauen auf die Menschen. Auch der floren- 
tinische Gesandte Francesco Vettori macht ihm „unmäßige 
Freigebigkeit“ zum Vorwurf. „Im übrigen“, sagt er, „ist der 
Kaiser, man kann es nicht leugnen, umsichtig, im Kriegswesen 
sehr geschickt, unermüdlich, von großer Erfahrung. Er genießt 
mehr Vertrauen als einer seiner Vorfahren seit hundert Jahren; 
aber er ist so gut und so menschlich, daß er allzu hingebend und 
leichtgläubig geworden ist.“ 
Allzu leichtgläubig war Maximilian insbesondere in Bezug 
auf die von den deutschen Fürsten ihm gemachten Verspre¬ 
chungen. „Es war ein schwerer Fehler Maximilians,“ schreibt 
Johann Cochläus, „daß er, wie oft er auch betrogen worden, 
sich immer wieder auf die von den Fürsten und anderen Stän¬ 
den auf den vielen Reichstagen bewilligten Hilfeleistungen an 
Mannschaft oder Geld verließ und dann voreilig, als habe er 
die Hilfe bereits in Händen, seine Maßnahmen ergriff. Die 
Fürsten, nur auf ihren eigenen Nutzen bedacht, waren frei¬ 
gebig in Worten und Versprechungen; aber nach ihrer Rück¬ 
kehr von den Reichstagen erfüllten sie entweder gar nicht oder 
nur zum kleinsten Teil und niemals zur rechten Zeit ihre Zu¬ 
sagen. Dadurch entstanden für den Kaiser Unzuträglich¬ 
keiten und Hindernisse aller Art. Mitten im voreilig begonne¬ 
nen Werke mußte er stillstehen, weil ihm zur Fortsetzung die 
Mittel fehlten, und Gegner und Freunde, unbekannt mit der 
wahren Lage der Dinge, konnten dann leicht sagen: „Sehet, 
wie unbeständig der Kaiser ist!“ Die Not des Reiches hat dem 
Kaiser oft genug Tränen ausgepreßt; denn er wollte in Wahr¬ 
heit das Wohl seines Volkes und die Ehre des Reiches. Darin 
stimmen alle deutschen Schriftsteller der Zeit überein. Alle 
rühmen Maximilians treue deutsche Gesinnung, seine auf¬
	        
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