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14. „Der Zufall spielt zuweilen solche Spiele!"
Versetzt der Jüngling, — „Sei es denn,"
Fährt jener fort, „genug, mein wackrer, junger Mann;
Die Liebe, womit ich mich zu euch gezogen fühle,
Ist, traun! kein Wahn; und gönnet ihr den Lohn,
Daß Scherasmin bei eurem Namen euch nenne?"
„Mein Nam' ist Hüon, Erb' und Sohn
Des braven Siegewin, einst Herzog von Guyenne."
15. „O," ruft der Alte, der ihm zu Füßen fällt,
„So log mein Herz mir nicht! O tausendmal willkommen
In diesem einsamen, unwirtbaren Teil der Welt!
Willkommen, Sohn des ritterlichen, frommen,
Preiswerten Herrn, mit dem in meiner bessern Zeit
Ich manches Abenteuer in Schimpf und Ernst bestanden!
Ihr hüpftet noch im ersten Flügelkleid,
Als wir zum heil'gen Grab zu fahren uns verbanden.
16. Wer hätte dazumal gedacht,
Wir würden uns in diesen Felsenschlünden
Auf Libanon nach achtzehn Jahren finden!
Verzweifle keiner je, dem in der trübsten Nacht
Der Hoffnung letzte Sterne schwinden!
Doch, Herr, verzeiht, daß mich die Freude plaudern inacht!
Laßt mich vielmehr vor allen Dingen fragen,
Was für ein Sturmwind euch in dieses Land verschlagen".
4. Johann Gottfried Kerder (1744—1803).
Herder wurde 1744 zu Mohrungen in
Ostpreußen geboren, wo sein Vater Lehrer,
Küster und Kantor war. Ein russischer Regi¬
mentsarzt lernte den talentvollen Jüngling bei
einem Durchmarsch durch Mohrungen kennen und
nahm ihn mit nach Königsberg, um ihn die
Wundarzneikunde studieren zu lassen. Als Herder
aber bei der ersten Sezierung eines Leichnams
in Ohnmacht fiel, gab er das Studium der
Chirurgie auf und wandte sich der Theologie
zu. Die Mittel zu seinem Unterhalt erwarb er
sich mühsam durch Privatunterricht, und erträg¬
licher wurde erst seine Lage, als ihm eine Leh¬
rerstelle an einer Schule zu Königsberg über¬
tragen wurde. Nach Beendigung seiner Studien
erhielt er einen Ruf als Lehrer an die Dom¬
schule zu Riga, dem er folgte. Herder wollte aber die Welt und Menschen kennen lernen
und reiste nach kurzer Zeit zu Schiffe von Riga nach Frankreich. In Paris empfing er
den Antrag, den Prinzen von Holstein-Eutin drei Jahre lang als Prediger auf Reisen
zu begleiten, und nahm ihn an. Auf seiner Heimreise kam er nach Hamburg, wo er
Lessing und Claudius kennen lernte. In Straßburg, wohin er mit dem Prinzen
kam, machte er die Bekanntschaft Goethes. Nachdem er seine Stellung als Reise¬
prediger niedergelegt hatte, wurde er Konsistorialrat und Hauptpastor in Bückeburg,