Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für katholische Schullehrer-Seminare

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21. „Und eh' es ihren Bissen sich 
Entwindet, rasch erheb' ich mich, 
Erspähe mir des Feindes Blöße 
Und stoße tief ihm ins Gekröse, 
5 Nachbohrend bis ans Heft den Stahl. 
Schwarzquellend springt des Blutes Strahl; 
Hin sinkt es und begräbt im Falle 
Mich mit des Leibes Riesenballe, 
Daß schnell die Sinne mir vergehn. 
iv Und als ich neugestärkt erwache, 
Seh' ich die Knappen um mich stehn, 
Und tot im Blute liegt der Drache." 
22. Des Beifalls lang gehemmte Lust 
Befreit jetzt aller Hörer Brust, 
ib So wie der Ritter dies gesprochen; 
Und zehnfach am Gewölb' gebrochen 
Wälzt der vermischten Stimmen Schall 
Sich brausend fort im Wiederhall. 
Laut fordern selbst des Ordens Söhne, 
20 Daß man die Heldenstirne kröne, 
Und dankbar im Triumphgepräng' 
Will ihn das Volk dem Volke zeigen. 
Da faltet seine Stirne streng 
Der Meister und gebietet Schweigen. 
25 23. Und spricht: „Den Drachen, der i 
dies Land 
Verheert, schlugst du mit tapfrer Hand; 
Ein Gott bist du dem Volke worden — 
Ein Feind kommst du zurück dem Orden, 
so Und einen schlimmern Wurm gebar 
Dein Herz, als dieser Drache war. 
Die Schlange, die das Herz vergiftet, 
Die Zwietracht und Verderben stiftet, 
Das ist der widerspenst'ge Geist, 
Der gegen Zucht sich frech empöret, 
Der Ordnung heilig Band zerreißt; 
Denn der ist's, der die Welt zerstöret. 
24. „Mut zeiget auch der Mameluck, 
Gehorsam ist des Christen Schmuck: 
Denn wo der Herr in seiner Größe 
Gewandelt hat in Knechtesblöße, 
Da stifteten, auf heil'gem Grund, 
Die Väter dieses Ordens Bund, 
Der Pflichten schwerste zu erfüllen: 
Zu bändigen den eignen Willen! 
Dich hat der eitle Ruhm bewegt, 
Drum wende dich aus meinen Blicken! 
Denn wer des Herren Joch nicht trägt, 
Darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken." 
25. Ta bricht die Menge tobend aus, 
Gewalt'ger Sturm bewegt das Haus, 
Um Gnade flehen alle Brüder; 
Doch schweigend blickt der Jüngling nieder, 
Still legt er von sich das Gewand 
Und küßt des Meisters strenge Hand 
Und geht. Der folgt ihm mit dem 
Blicke, 
Dann ruft er liebend ihn zurücke 
Und spricht: „Umarme mich mein Sohn! 
Dir ist der härt're Kampf gelungen. 
Nimm dieses Kreuz. Es ist der Lohn 
Der Demut, die sich selbst bezwungen." 
112. Der Graf von Habsburg. (1803.) 
Fr. v. Schiller. 
1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, i 
85 Im altertümlichen Saale, 
Saß König Rudolfs heilige Macht 
Beim festlichen Krönungsmahle. 
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, | 
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, \ 
40 Und alle die Wähler, die sieben, 
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich 
stellt, 
Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, j 
Die Würde des Amtes zu üben. 
45 2. Und rings erfüllte den hohen Balkon 
Das Volk in freud'gem Gedränge; 
Laut mischte sich in der Posaunen Ton 
Das jauchzende Rufen der Menge. 
Denn geendigt nach langem verderblichen 
Streit 
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, 
Und ein Richter war wieder auf Erden. 
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, 
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche 
mehr, 
Des Mächtigen Beute zu werden. 
3. Und der Kaiser ergreift den goldnen 
Pokal 
Und spricht mit zufriedenen Blicken: 
„Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das 
'Mahl,
	        
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