Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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„Ach, Herr Zimmermann," schreit Gärtner zurück, „mir geht's schlecht! 
meine Frau liegt zu Hause in schwerer Krankheit, die Schwester, die sie 
pflegt, ist selbst krank geworden — jetzt ist sie mit der zehnjährigen 
Hedwig ganz allein — und ich mußte fort zum Dienst; — Gott allein 
kann helfen!" 
Der Führer wendet sich ab und zieht die Pelzmütze tiefer über die 
Augen. — „Ta ist Wolfsberg," sagt er nach einiger Zeit, als die roten 
und weißen Lichter einer Station durch das Schneewirbeln vor ihnen 
aufzuschimmern beginnen. Er pfeift, und gleich darauf poltert der Zug 
unter das überhängende Dach des Perrons der Station. 
Eilend umschreitet er hier seine Lokomotive, indem er ihre dicht 
mit Schneeschlicker bedeckten Teile prüfend beleuchtet, von denen er oft 
mit der Hand erst die kalte Decke wegstreichen muß, um sie sehen zu 
können. Da ruft der Stationsheizer, der inzwischen unter der Maschine 
mit dem Ausharken der Schlacken aus dem Roste der Feuerung be¬ 
schäftigt ist: „Herr Zimmermann, der Rost des Greif ist so dick heut 
verschlackt, ich komme nicht durch damit in den vier Minuten Aufenthalt!" 
Rasch springt der Führer, mit dickem Pelz und Mütze angethan, in die 
Schürgrube hinab, packt die schwere Feuerkrücke mit, und sie in die wei߬ 
glühende Fenermasse des Rostes hineinstoßend, arbeitet der schwerbekleidete 
Mann angestrengt und hastig, bis das Feuer wieder in vollkommen 
regelrechtem Zustande ist. Nach wenig Minuten steigt er keuchend und 
schweißtriefend aus der Grube. — „Abfahrt!" ruft der Zugführer. Es 
läutet. Auf die Maschine klimmt der Mann, dessen Lungen noch von 
der Anstrengung atmend fliegen, und dem der Schweiß unter der Pelz¬ 
mütze hervorrieselt. 
Pfeifen! — und hinaus geht es wieder unaufhaltsam in die eises- - 
kalte Schneesturmnacht, die mit fünfzehn Grad kalter, schneidender Zug¬ 
luft die schweißgetränkten Haare in wenig Sekunden in starrende Eis- 
nadeln verwandelt. 
Vorwärts! Vorwärts! 
Der Sturm hat aufgefrischt. Von den großen Flächen der Damm¬ 
böschungen jagt er den staubartigen, feinen, kalten Schnee empor, der 
auf der Bahn wie in wilden Wogen dahinjagt und, hoch über den 
Schornstein hinwirbelnd, die stillen Männer mit immer neuen Fluten 
von stechenden Eisnadeln überströmt oder sich an windstillen Orten heim¬ 
tückisch zu lockeren Windwehen zusammenlagcrt. Im voraneilenden Lichte 
der Lokomotivlaternen prallen diese plötzlich, wie weiße, über die Bahn 
liegende Mauern gespenstisch aus der Nacht empor und jagen dem be¬ 
herztesten Führer jedesmal, wenn er mit seiner Lokomotive in die weiche, 
unheimliche Masse hineinstürmt, einen Schauder durch die Seele. Hoch 
bäumen sie sich vor der wilddurchbrechenden Maschine auf, dieselbe mit 
solchen Schneemassen überschüttend, daß die Männer auf derselben sich 
am Geländer festhalten müssen, um nicht durch ihren wuchtigen Schlag 
herabgeschleudert zu werden. — 
„Es schneit stark!" sagen die Reisenden, die im Wagen einen Augen¬ 
blick erwachen und sich streckend ein Fenster, an das sie den Schnee 
knisternd anschlagen hören, mit der Wagenquaste zu säubern suchen.
	        
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