Full text: Abriß der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten

Türkei. 
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oder Pferdeplatz, 1.050 F. lang und 245 F. breit, mit einem 80 F. hohen ägyptischen 
Obelisk. — Es gibt zahlreiche Märkte, Bazars, voller Merkwürdigkeiten; theils offene 
Plätze, theils geschloffene und bedeckte Hallen, Be feste ns genannt; sie sind heilige, daher 
ganz sichere Orte; und außer den Märkten 40 Khans, eine Art Gasthäuser für die großen 
Kaufleute, und Karawanserais, wo die Karawanen Unterkommen finden. — Etwa 
130 Gebäude sind zu Bädern bestimmt. — Die zahlreichen Kaffeehäuser und Schen¬ 
ken werden nur von Christen oder Juden gehalten. — Promenaden sind nicht vorhanden; 
die Türken spazieren auf den Kirchhöfen oder fahren auf dem Bosporus. 
Es gibt sehr wenige Fabriken; nur die von Saffian und Waffen und die Rothfärbe- 
reien sind wichtig. — Der Hauptverkehr findet in Galata statt. Handel wird fast nur von 
Griechen, Armeniern und Juden getrieben, und der Seehandel ist in den Händen der übri¬ 
gen europäischen Nationen. Von den 90 von Europäern geführten großen Handelshäusern 
stehen 20 unter englischem Schutze; indeß gibt es auch einige türkische. Ueber die Hälfte 
der Bewohner sind Moslems. —■ Zahlreiche Dampfschiffe legen hier an, und fahren nach 
Trebisond, Smyrna, Alexandrien, Athen, Wien. Englische und griechische Schiffe sind die 
zahlreichsten im Hafen. 
Die Hälfte der Einfuhr kommt aus englischen Häfen; f- der Einfuhr sind Manufaktur- 
Waaren, und ^ Colonial-Waaren. 200.000 Tonnen Getreide kommen ans Rußland. — 
Die Umgebungen sind unbebaut, trocken und baumlos; nur die „süßen Wasser" und die 
Ufer des Bosporus sind lachend, mit Gärten, Landhäusern, Palais, Kiöschks, Quellen und 
Gebüsch geschmückt. — Nahe sind: Dolina-Bnghtsche und der Tscheragan bei Beschik- 
tasch, prachtvolle kaiserl. Sommerpaläste. — Belgrad, ein reizender Frühlings-Aufenthalt, 
der Zufluchtsort der reichen Europäer; dabei liegen großartige Wasser-Reservoirs (Bens) 
zur Speisung der 7 Wasserleitungen in Konstantinopel. Hier beginnt nach Norden hin ein 
großer Wald. — Tharapia, ein großer, schöner Hafen am Bosporus, der Sommer-Auf¬ 
enthalt der Reichen. — Böjük-derv (großes Thal), ein ansehnlicher Ort, wo die Gesandten 
in der schönen Jahreszeit wohnen, von Oleander, Myrten, Pomeranzen, Kastanien und 
Wallnußwäldchen, Platanen, Cypreffen und Feigen beschattet und mit Weinbergen geziert. 
Gegenüber liegt der höchste Berg am Bosporus, der Jascha-Dagh. — Rumili-Hissari 
ist das stärkste Schloß am 4000 F. breiten Bosporus. — Anadolü-Hissari liegt auf 
der asiatischen Seite, und dabei das Thal des himmlischen Wassers, oder der süßen Wasser 
von Asien, der Lieblingsspaziergang der türkischen Damen. Ebenso Chunkiar-Jskelessi 
(Vertrag 1833). 
§ 732. In Edirrw: 
Adrianopel oder Edirnö, 130 E., nahe dem Maritza, dessen Thal ein breiter, mit 
Reißfluren bedeckter Grund ist, der auch einiges Getreide, Baumwolle und Taback trägt. 
Es ist die zweite Hauptstadt, aber verödet, und hat herrliche Moscheen, eine so hoch wie die 
Sophia, mit 200 F. hohen Minarets, und einen Bazar, der fast ^ Viertelstunde lang ist. 
Auch ist es reich an römischen Alterthümern. Es ist ferner ein wichtiger Fabrik- und 
Handelsplatz. Seine Fabrikate sind: Seide, grobes Tuch (die einzige türkische Fabrik), 
Baumwolle, Teppiche, Seife, Saffian, Opium, Essenzen, rothes Garn. Es liefert das meiste 
Rosenöl. Der Handel ist sehr bedeutend. — Philippopel oder Filibs, 100 E., auf einem 
Berge am Maritza, hat blühende Fabriken von Seide, Tuch, Baumwolle. — Gallipoli, 
30 E., auf einer Halbinsel, hat sehr bedeutenden Handel und viele Ruinen aus der alten 
und Kaiser-Zeit. 
In Selanik: 
Selanik oder Saloniki, (Thessalonich), 70 E., zum Theil auf einem Berge liegend, 
ist nächst Konstantinopel der erste Handelsplatz. Es liefert ausgezeichnete Baumwollen- 
waaren, iseidenzeuge, Teppiche und Saffian und treibt Handel mit Getreide, Reiß, Baum¬ 
wolle, Taback, Früchten und Opium, Bauholz und Hasenfellen. Es hat einen sicheren 
Hafen und steht in regelmäßiger Verbindung mit Konstantinopel und Wien. Sonst war 
hier eine Juden-Universität. — Nordöstlich Seros, 25 E., einer der wichtigsten Handels¬ 
orte, ist der Mittelpunkt der Baumwollen-Cultur. — In der Ebene liegen an 300 Dörfer. 
Nordwestlich Petrowitsch, in einem prächtigen, wegen seiner reichen Produkte berühm¬ 
ten Thale, liefert ausgezeichneten Taback, Petritsch genannt, jährlich an 20.000 Ballen. — 
Auf dem Athos oder Monte santo (s. § 475) liegen 21 Klöster, 190 einzelne Zellen und 
Einsiedeleien, mit etwa 3000 Mönchen. Sie bauen das Land, treiben Wein- und Bienen¬ 
zucht, und machen Heiligenbilder, Löffel und Messer. Ihr Handel ist bedeutend. Es sind 
Reste des von Lerxes gegrabenen Kanals vorhanden.
	        
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