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In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut:
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl?
Dahin! dahin
5 Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!
243. Most in mancherlei Thränen.
Chr. A. v
1. Warum sind der Thränen
Unterm Mond so viel?
io Und so manches Sehnen,
Das nicht laut sein will?
2. Nicht doch lieben Brüder!
Ist dies unser Mut?
Schlagt den Kummer nieder!
15 Es wird alles gut!
3. Aufgebaut mit Freuden
Himmelauf zum Herrn!
Seiner Kinder Leiden
Sieht er gar nicht gern.
20 4. Er will gern erfreuen,
Und erfreut so sehr!
Seine Hände streuen
Segens g'nug umher.
5. Nur dies schwach Gemüte
25 Trägt nicht jedes Glück,
Stößt die reine Güte
Selbst von sich zurück.
6. Wie's nun ist auf Erden,
Also sollt's nicht sein.
30 Laßt uns besser werden,
Gleich wird's besser sein.
Overbeck.
7. Der ist bis zum Grabe
Wohlberaten hie,
Welchem Gott die Gabe
Des Vertrauens verlieh.
8. Dem macht das Getümmel
Dieser Welt nicht heiß,
Wer getrost zum Himmel
Aufzuschauen weiß.
9. Sind wir nicht vom Schlummer
Immer noch erwacht?
Leben und sein Kummer
Dau'rt nur eine Nacht.
10. Diese Nacht entfliehet,
Und der Tag bricht an,
Eh' man sich's verstehet; —
Dann ist's wohlgethan.
11. Wer nur diesem Tage
Ruhig harren will,
Kommt mit seiner Plage
Ganz gewiß ans Ziel.
12. Endlich ist's errungen,
Endlich sind wir da!
Droben wird gesungen
Ein Viktoria.
244. Sommerlied.
I. P. Hebel.
1. Blaue Berge!
35 Von den Bergen strömt das Leben,
Reine Luft für Mensch und Vieh;
Wasserbrünnlein spat und früh
Müssen uns die Berge geben.
2. Frische Matten!
40 Grüner Klee und Dolden schießen;
An der Schmehle schlank und fein
Glänzt der Tau wie Edelstein,
Und die klaren Bächlein fließen.
3. Schlanke Bäume!
Munt'rer Vögel Melodeien
Tönen im belaubten Reis,
Singen laut des Schöpfers Preis;
Kirsche, Birn' und Pflaum' gedeihen.
4. Grüne Saaten!
Aus dem zarten Blatt enthüllt sich
Halm und Ähre, schwanket schön,
Wenn die milden Lüfte wehn,
Und das Körnlein wächst und füllt sich.