Full text: Briefe und Reden (Band 6A, [Schülerband])

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Ivar, wie B. an seine Schwester schrieb, lebens¬ 
gefährlich. Seine Frau wollte er nicht beun¬ 
ruhigt wissen. 
Zu 9. Oskar von Arnim war vermählt 
mit B.'s Schwester Malwine. Ihr Sohn Detlev 
v. Arnim fand seinen Tod bei der Entenjagd 
durch Entladung des Gewehrs. 
Zu 10. B ernst orff, Albr. Graf von, preuß. 
Diplomat und Minister, geb. 1809, wurde im 
Oktober 1861 Minister des Auswärtigen. Nach 
dem Austritt des Ministers von der Heydt im 
Sept. 1862 trat er von seinem Posten ab, 
wurde Botschafter in London. 1867 Botschafter 
am Norddeutschen Bunde, 1871 Botschafter des 
Deutschen Reichs, starb 1873 zu London. 
Ohne Portefeuille ist ein Minister, 
der an Sitzungen des Ministeriums teil¬ 
nimmt, ohne ein bestimmtes Ressort zu haben. 
Roon, Albrecht von, geb. 30. April 1803 zu 
Plaushagen bei Kolberg, 1859 Reorganisations¬ 
plan der Armee, Ernennung zum Kriegsminister, 
1873 für Bismarck Ministerpräsident, 9. Dez. 
1873 Abschied, gest. 23. Februar 1879. — Von 
Mitte Juli an hatte B. einen sechswöchentlichen 
Urlaub in den Pyrenäen und Südfrankreich ver¬ 
lebt. Auf der Rückreise nach Paris erhielt er 
in Avignon das Telegramm Roons: „Die Birne 
ist reif." — das Stich wart, das ihn nach Berlin 
rief. Doberan, Seebad in Mecklenburg. 
Zu 11. Reuters Brief lautet: Es treibt 
mich, Ew. Excellenz, als dem Mann, der die 
Träume meiner Jugend und die Hoffnungen 
des gereiften Alters zur faßbaren und im 
Sonnenschein glänzenden Wahrheit verwirklicht 
hat, ich meine die Einheit Deutschlands, meinen 
tiefgefühlten Dank zu sagen. Nicht Autoren¬ 
eitelkeit, sondern nur der lebhafte Wunsch, für 
so viel schöne Realität, die Ew. Cxellenz dem 
Vaterlande geschenkt haben, auch etwas Reelles 
zu bieten, veranlaßte mich, diesem Danke den 
Inhalt des beifolgenden Packetes beizufügen. 
Möchte Ew. Excellenz diesen meinen etwas zu¬ 
dringlichen Kindern ein bescheidenes Plätzchen 
in Ihrer Bibliothek gönnen, und möchten die 
dummen Jungen imstande sein, mit ihren tollen 
Sprüngen Sie auf Augenblicke die schweren 
Sorgen und harten Blühen Ihres Lebens ver¬ 
gessen zu lassen. Gott segne Sie für Ihr Tun! 
Sie haben mehr Herzen gewonnen, als Sie 
ahnen, so z. B. auch Ihres ergebensten Fritz 
Reuter, Dr. 
Zu 12. Am 24. Juni verlieh Kaiser 
Wilhelm die in Lauenburg ihm zu persönlicher 
Verfügung überlassenen Domänen, den Sachsen¬ 
wald, im Werte von einer Million Talern dem 
Fürsten Bismarck zu erblichem Eigentum. 
Zu 13. Gott hat die Fahnenflucht rc. 
Die Konservativen treten unter Führung des 
Abgeordneten von Kleist-Retzow gegen die 
kirchenpolitischen Vorlagen auf und beklagten 
es, daß B. sich von ihnen losgerissen. — In 
seinem Abschiedsbrief an B. hatte Roon ge¬ 
schrieben: „Zum Schluffe dieser Zeilen erlauben 
Sie mir, Ihnen aus vollem Herzen nochmals 
mein: „Adelante, adelantador atrevido!" 
(Vorwärts, immer vorwärts, kühner Held!) 
zuzurufen und Gottes Segen für Ihr ferneres 
gedeihliches und großartiges Wirken zu erflehen; 
und dies werde ich immer tun, bis an mein 
vielleicht nicht mehr fernes Lebensende, gleich¬ 
viel ob ich auf der Bühne oder im Zuschauer¬ 
raum meinen Platz habe!" vexilla regis pro- 
deunt = des Königs Fahnen rücken vor. 
II. Reden. 
1. Johann Gottfried Herder» 
1744—1803. 
H. wurde 1776 Hofprediger, Generalsupe¬ 
rintendent und Oberkonsistorialrat in Weimar, 
wo er als Ephorus des landesfürstlichen Gym¬ 
nasiums bei den jährlichen öffentlichen Prüfun¬ 
gen Schulreden zu halten pflegte. Sie wurden 
zuerst gedruckt in „Johann Gottfried von Herders 
Sophron. Gesammelte Schulreden. Heraus¬ 
gegeben von Johann Georg Müller. Wien 
1813." Über diese Reden heißt es dort: „Er 
sprach mit Freimütigkeit und Unbefangenheit 
und mit Liebe über die wichtigsten Materien, 
welche den Unterricht besonders in den höheren 
Wissenschaften betreffen; denn diese Stätte des 
aufblühenden Geschlechtes war ihm ein Heilig¬ 
tum, der liebste Wirkungskreis seines Amtes, 
ihr Gedeihen und Fortschritt seine heiligste 
innigste Angelegenheit, und der Umgang mit 
hoffnungsvollen Jünglingen verjüngte sein 
Leben... Von seinen Reden in der. Kirche 
schrieb er in späteren Jahren bloß Entwürfe, 
obwohl genau und ausführlich auf; diese Schul¬ 
reden hingegen ganz, Wort für Wort." 
Hephata --- Tue dich auf! (Markus 7,34.) 
Die Karten wurden neu illuminiert, d. h. 
sie wurden infolge der politischen Umwälzung in 
geänderten Farben neu herausgegeben. Die a l l e i n 
seligmachende Kantsche Philosophie: 
Der unbemittelte Herder hörte in Königsberg 
die sämtlichen Kantschen Vorlesungen ohne Be¬ 
zahlung; doch konnte er sich mit der strengen 
philosophischen Schule nicht befreunden. In¬ 
tuition ---innere Anschauung. Haller (1708 
bis 1777), geb. zu Bern, war berühmt als
	        
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