Full text: Für Seminarvorbereitungsanstalten und Fortbildungsschulen (Bd. 1 = Vorstufe, [Schülerband])

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5 Heil dir, alter Bund der Starken, 
Heil euch, edle deutsche Herr'n, 
Von den frommen Christenmarken 
Hieltet ihr die Heiden fern. 
* 6. Ach, die Ritter stnd gefallen, 
Ihre Tempel sind entweiht, 
Abgebrochen ihre Hallen — 
Auf den Särgen liegt ihr Kleid. 
7. Immer nur das Lose, Neue 
ro Nahm die jüngste Zeit zum Ziel, 
Alte Kraft und alte Treue 
Lebten kaum im Ritterspiel. 
8. Doch ein Herr, dem alle weichen, 
Hat den Jammer fromm bedacht, 
i5 Hat uns unser Ordenszeichen 
Aus der Gruft heraufgebracht. 
9. Wieder schmückt es unsre Fahnen, 
Wieder deckt es unsre Brust, 
Und im Himmel noch die Ahnen 
Schauen es mit Heldenlust. 
10. War das alte Kreuz von Wollen, 
Eisern ist das neue Bild, 
Anzudeuten, was wir sollen, 
Was der Männer Herzen füllt. 
11. Denn nur Eisen kann uns retten, 
Und erlösen kann nur Blut, 
Von der Sünde schweren Ketten, 
Von des Bösen Übermut. 
12. Heil'ges Kreuz, ihr dunkeln Farben, 
Seid in jede Brust geprägt. 
Männern, die im Glauben starben, 
Werdet ihr aufs Grab gelegt. 
13. Um die kühnen Heldengeister 
Schlingt sich dieses Ordensband, 
Und der König ist sein Meister, 
Der das alte Zeichen fand. 
59. Der 19. Juli 1879 *)♦ (1870.) 
Von G. Hesekiel. 
Daheim, k. Jahrgang. Bielefeld u. Leipzig 1870. S. 719. 
1. Zu Charlottenburg im Garten, 
»s In den düstern Fichtenhain, 
Tritt, gesenkt das Haupt, das greise, 
Unser teurer König ein. 
2. Und er steht in der Kapelle, 
Seine Seele ist voll Schmerz, 
Drin zu seiner Eltern Füßen 
Liegt des frommen Bruders Herz. 
3. An des Vaters Sarkophage 
Lehnet König Wilhelm mild, 
Und sein feuchtes Auge ruhet 
»s Auf der Mutter Marmorbild. 
4. „Heute war's vor sechzig Jahren", 
Leise seine Lippe spricht, 
«Als ich sah zum letzten Male 
Meiner Mutter Angesicht! 
¿0 5. „Heute war's vor sechzig Jahren, 
Als ihr deutsches Herze brach 
Um den Hohn des bösen Feindes, 
Um des Vaterlandes Schmach! 
6. „Jene Schmach hast du gerochen 
Längst, mein tapfrer Vater du, 
Aber Frankreich wirft aufs neue 
Heute uns den Handschuh zu! 
7. „Wieder sitzt ein Bonaparte 
Ränkevoll auf Frankreichs Thron, 
Und zum Kampfe zwingt uns heute 
Wieder ein Napoleon! 
8. „Tret' ich denn zum neuen Kampfe 
Wider alte Feinde ein, 
Dann soll's mit dem alten Zeichen, 
Mit dem Kreuz von Eisen sein! 
9. „Der Erlösung heilig Zeichen 
Leuchte vor im heil'gen Krieg, 
Und der alte Gott im Himmel 
Schenkt dem alten König Sieg! 
10. „Blicke segnend, Mutterauge, 
Vater, sieh! dein Sohn ist hier, 
Und auch du, verklärter Bruder, 
Heute ist dein Herz bei mir!" 
11. Leise weht es durch die Halle — 
König Wilhelm hebt die Hand, 
All' die goldnen Sprüche funkeln 
Siegverheißend von der Wand. 
12. Zu Charlottenburg im Garten, 
Aus dem düstern Fichtenhain 
Tritt der König hoch und mächtig, 
Um sein Antlitz Sonnenschein! 
Während der König in Charlottenburg am Grabe der Mutter betete, wurde die französische 
Kriegserklärung übergeben; an demselben Tage erfolgte die Wiederaufrichtung des Ordenszeichens 
60 vom eisernen Kreuz.
	        
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