Contents: Lesebuch in Lebensbildern für Schulen (3)

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Diese beiden Erscheinungen rechne man nun zu dem langen Tage, 
den der Polarmensch durch dw schiefe Lage genießt, in welcher unser 
Erdball ruht, um sich zu überzeugen, wie wohlthätig die Natur das 
traurige Leben in diesen Gegenden mildert. 
Unter den Merkwürdigkeiten, welche sich ans dem Boden der dor¬ 
tigen Erde selbst darbieten, darf man das Treibholz zuerst nennen. 
Es ersetzt den Nordländern die fehlenden Waldungen, liefert Bauholz, 
Holzgeräthe, Feuerung, und der Isländer tauscht europäische Waaren 
dafür ein. 
Jetzt zu den Erzeugnissen der Polargegenden selbst. Mit reich¬ 
licher Hand verschwendet dort die Natur die nahrhaftesten Pflanzen, 
die Moose; denn sie allein waren fähig, aus dem dürftigen, oft nur 
felsigen Grunde der Polarländer hinreichende Nahrung zu ziehen und 
dadurch den Menschen auf das Kräftigste zu erhalten. 
■ Noch mehr. Die dortige Kälte mußte mehrere Pflanzen, welche 
in den milderen Himmelsstrichen ungenießbar, ja widrig und daher ver¬ 
achtet bleiben, in eßbare und den Menschen gut ernährende Gewächse 
umschaffen. So das wilde Korn, so die Natterwurzel. 
Endlich ntnßte gerade die nördliche Erde diejenigen Pflanzen in 
unermeßlicher Menge hervorbringen, welche sowohl den Menschen, als 
das Vieh gegen dce Hauptrrank'heiten des nördlichen Klimas schützen. 
Unter den großen Erhaltungsquellen des Menschen aus der thie¬ 
rischen Welt stehen die Erzeugnisse des Meeres oben an. 
Der Walisisch ernährt den Eskimo und Grönländer und behagt 
dem Isländer. Sein flüssiges Fett ist ersterem ein köstliches Getränk; 
alle diese Völkerschafteit erhalten dadurch ihre Erleuchtung und größten- 
theils ihre Feuerung; die Knochen dieser Riesen dienen oftmals bei 
Gebäuden und Booten als Balken und die Sehnen zum Nähen. 
Auch erstreckt sich dieser hohe Werth des Wallfisches fast auf alle 
übrigen Bewohner der Polarwelt, z. B. auf die Tschukfchen, die Sa¬ 
mojeden und auf die Einwohner der durch Cook entdeckten Länderschaf- 
ten tu dem nordwestlichen Südmeere. 
Noch fast unentbehrlicher sind den zuerst genannten Völkern die 
Seehunde. Sie geben ihnen nämlich die vielartige Nahrung und 
zugleich fast ihre ganze Kleidung, ihren ganzen Schutz gegen das furcht¬ 
bare Klima; sie geben ihnen Seile und den so nothwendigen Ueberzug 
über die Fahrzeuge; sie verschaffen ihnen sogar Fenster für ihre Hütten, 
und die Zähne von einigen dieser großen Seethiere dienen zu schätzba¬ 
ren Werkzeugen verschiedener Art. 
Und wie trefflich stimmen diese Meereserzeugnisse mit der Natur 
der Polarmenschen zusammen! 
Zwar lebt das Geschlecht der Wallfische unter allen Himmels¬ 
strichen; allein die Natur wies ihnen dennoch vorzugsweise die kältesten 
Gegenden zu ihren Lieblingssitzen an. Hier kühlt das Eis der Pole 
ihre heißen, letcht entzündbaren Säfte; hier. ließ sie für diese Riesen 
die reichlichste Nahrung, die Tausende von kleineren Seegeschöpfen her¬ 
vorgehen. 
Auch fand hier das Geschlechr der Robben den ungeheuren 
Ueberfluß der kleineren Meerthiere. In unzählbaren Zügen strömen
	        
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