Full text: Für Seminarvorbereitungsanstalten und Fortbildungsschulen (Bd. 1 = Vorstufe, [Schülerband])

6. Wie süfer sind die Chächli gschweukt! 
Es streckt fi trochche Züngli drk, 
Es trinkt und seit: „Wie schmeckt's so süeß! 
Do müß der Zucker wolfel st. 
7. Der lieb Gott het zum Summer gseit: 
Gang, deck im Spätzli au si Tisch! " 
Druf het der Chriesbaum Früchte treit, 
Del tüsig Chriesi röt und frisch. 
8. Und 's Spätzli seit: „Jsch das der 
Bricht? 
Do sitzt me zü und frögt nit lang. 
Das git mer Chraft in Mark und Bei, 
Und stärkt mer d' Stimm zü neuem Gsang." 
9. Der lieb Gott het zum Spötlig gseit: 
„Rüm üb, sie hen jez alli g'ha! " 
Druf het e chüele Bergluft gweijt 
Und's het scho chlkne Rise gha. 
10. Und d'Blättli werde gèl und röt, 
Und fallen eis em andre nö; 
Und was vom Boden obst chunnt, 
Ruß au zum Bode nidst gö. 
11. Der lieb Gott het zum Winter gseit: 
„Deck weidli zü, was übrig isch!" 
Druf het der Winter Flocke gstreut. 
6. Wie sind die TLßchen rein gespült! 
Es streckt sein Züngelchen hinein, 
Es trinkt und sagt: „Wie schmeckt das süß! 
Da muß der Zucker wohlfeil sein!" — 
7. Zum Sommer sagt der liebe Gott: 
„ Geh, deck dem Spatz auch seinen Tisch!" 
Da treibt der Kirschbaum Frucht an Frucht, 
Viel tausend Kirschen rot und frisch. 
8. Und Spätzchen sagt: „Jft's so ge¬ 
meint? 
Ich setz' mich hin, ich hab' App'tit, 
Das gibt mir Kraft in Mark und Bein, 
Stärkt mir die Stimm' zu neuem Lied." — 
9. Da sagt zum Herbst der liebe Gott: 
„Räum fort! Sie haben abgespeist." — 
Drauf hat die Berglust kühl geweht 
Und's hat ein bissel Reif geeist. 
10. Die Blätter werden gelb und rot, 
Eins nach dem andern fällt schon ab, 
Und was vom Boden stieg hinauf, 
Zum Boden muß es auch herab. 
11. Zum Winter sagt der liebe Gott: 
„ Jetzt deck, was übrig ist, mir zu!" 
Da streut der Winter Flocken drauf. 
221. Zum Walde. 
Von 3t. 
Kabeln und Stählungen für kleine und große Kinder 
1. Schön ist die Flur (Gott sei gedankt!), 
Denn segenschwer die Ähre schwankt; 
Rich aber lockt der kühle Wald, 
Der Hirsche schatt'ger Aufenthalt. 
3. Still ist es hier, fern lärmt die Welt, 
Die Morgensonne purpurn fällt 
Durch Blütenzweige warm und mild 
In seinen Schoß, der duftend schwillt. 
3. Der Kuckuck ruft, und Amsel schlägt, 
Die Wipfel flüstern windbewegt, 
Dm Eichenhorste schwingt der Weih 
Hinauf sich in die Lüste frei. 
Fröhlich. 
Versen und Silhouetten. Glogau 1858. 23. Blatt. 
4. Der stolze Hirsch, das sanfte Reh, 
Sie tummeln sich in Moos und Klee; 
Im Silberschmuck der Schlehdorn blüht, 
Und purpurhold Dornröschen glüht. 
5. O friedenvolle Einsamkeit, 
Du machst das Herz so froh und weit, 
Und murmelnd singt der helle Bach 
Mir liebliche Gedanken wach. 
6. So weckt Natur mit süßem Mund 
Ein Echo sanft im Herzensgrund; 
Und was im Walde rauscht und weht, 
Strömt von der Lippe als Gebet. 
222. Das Keimchen. (9. August 1845.) 
Von G. Chr. Dieffenbach. 
Kinderlieber. Mainz 1889. S. 64. 
Das Keimchen schlummert fest und gut, 
Die 's Kindlein in der Wiege ruht. 
Daß nur kein Lüftchen an es weh', 
^st eine Flaumendeck' von Schnee 
Deich übers Keimchen hingedeckt, 
Drin es bis an die Ohren steckt. 
So liegt es lang' im warmen Nest 
Und schlummert süß und schlummert fest 
Und sieht nicht, wie so leer die Au, 
Spürt nicht, wie drauß es kalt und rauh. 
Der Wind springt hin und her da draußen, 
Möcht' wohl das Keimchen gern zerzausen; 
Da schaut er her und schauet hin 
Und denket oft in seinem Sinn: 
„Wo doch das kleine Keimchen steckt?" — 
Das liegt dieweil warm zugedeckt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.