darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich
gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot
in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war
aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war,
ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas
zu essen, ich bin so hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot
* und sagte: „Gott segne dir’s!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das
jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir
etwas, womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und
gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder
ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und
noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.
Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden;
da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen
dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl
dein Hemd weggeben," und zog sein Hemd ab und gab es auch noch
hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal
die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Taler; und ob
es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das
war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein
und war reich für sein Lebtag.
105. Sonne, Mond und Sterne, von Ernst Moritz Amdt.
Gedichte. Vollständige Sammlung. Berlin 1860. S. 151.
1. Und die 8onne machte den weiten Ritt um die Welt,
und die Sternlein sprachen: Wir reisen mit um die Weltl
Und die Sonne, sie schalt sie: Ihr bleibt zu Haus!
Denn ich brenn’ euch die goldnen Äuglein aus
bei dem feurigen Ritt um die Welt.
2. Und die Sternlein gingen zum lieben Mond in der Nacht,
und sie sprachen: Du, der auf Wolken thront in der Nacht,
laß uns wandeln mit dir! Denn dein milder Schein,
er verbrennet uns nimmer die Äugelein. —
Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
3. Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond, in der Nacht,
ihr verstehet, was still in dem Herzen wohnt in der Nacht!
Kommt und zündet die himmlischen Lichter an,
daß ich lustig mitschwärmen und spielen kann
in den freundlichen Spielen der Nacht!
Porger-Lemp, Lesebuch. I.
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