4. Nichts wißen ist so schlimm, als nichts tun. Ein frohes Herz, gesundes Blut ist bester
als viel Geld und Gut. Ein magerer Vergleich ist bester als ein fetter Prozeß. Gegen große
Vorzüge eines andern gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe.
5. Sonderbar, daß die Menschen, so begierig, neue Bekanntschaften zu machen, ihre eigene
so oft sorgsam vermeiden. Als ob sich ein Genie durch irgend etwas in der Welt unterdrücken »
ließe! (Lessing.) Gut verloren, nichts verloren: Mut verloren, viel verloren; Ehre verloren, alles
verloren! Frisch gewagt, halb gewonnen. Jung gewohnt, alt getan! (Grammatische Erklärung
einer Briefaufschrift!) Ende gut, alles gut.
E, Perioden.
1. Den wahren Weg einschlagen, ist oft bloßes Glück; um den rechten Weg bekümmert sein, io
gibt allein Verdienst. (Lessing.) So unvorsichtig es ist, die Welt als ein Jammertal zu ver¬
schreien, wo nichts als Elend zu finden sei: so töricht ist es, sie für einen Himmel auf Erden zu
halten und nichts als Vergnügen und Wonne zu erwarten. (Reinhardt.)
Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht,
Die Weisheit deiner Wege,
Die Liebe, die für alle wacht.
Anbetend überlege:
So weiß ich, von Bewund'rung voll.
Nicht, wie ich dich erheben soll,
Mein Gott, mein Herr und Vater! (Gellert.) so
2. Wenn die Geschichte reich an Beispielen ist, daß man für Meinungen alles Irdische
hintansetzen kann; wenn man dem grundlosesten Wahne die Kraft beilegt, die Gemüter der Men¬
schen auf einen solchen Grad einzunehmen: so wäre es sonderbar, der Wahrheit diese Kraft abzu¬
streiten. (Schiller.)
Wo das erste Menschenauge sich liebend über deine Wiege neigte; wo deine Mutter dich rs
zuerst mit Freuden auf dem Schoße trug, und dein Vater dir die Lehren der Weisheit ins Herz
grub: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. (Arndt.)
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
Man weiß nicht, von wannen er kommt und braust,
Wie der Quell aus verborgenen Tiefen: -r
So des Sängers Lied aus dem Innern schallt
Und wecket der dunklen Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen. (Schiller.)
Wen die Bücher nicht fähig machen, daß er auch das verstehen und beurteilen lernt, was
sie nicht enthalten: westen Verstand die Bücher nicht überhaupt schärfen und aufklären: der wäre ss
schwerlich viel schlimmer daran, wenn er auch gar keine Bücher gesehen hätte. (Lessing.)
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß:
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. (Goethe.) «o
3. Wenn die Morgenwolken um den Menschen tauen; wenn die liebenden Vögel schwirrend
durch den Glanznebel schießen: wenn die Sonne aus der Sonnenglut vorschwillt; so drückt der
erfrischte Mensch seinen Fuß tiefer in seine Erde ein und wächst mit neuen Lebensfasern fester an
seinen Planeten an. (Jean Paul.)
Wo dir, o Mensch, Gottes Sonne zuerst schien; wo dir die Sterne des Himmels zuerst «
leuchteten; wo seine Blitze dir zuerst die Allmacht offenbarten und seine Stürme dir mit heiligen
Schauern durch die Seele brausten: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland.
Daß mein Geist das Unendliche denkt; daß er in diesem Gedanken eine Seligkeit fühlt.