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Da erschrak die Gretel zum Tode, weinte und schrie, half aber
nichts,- sie mußte gehorchen und aufstehen, Essen kochen Helsen und durfte
es selbst nach dem Stalle tragen und mit ihrem eingesperrten Bruder
weinen. Sie selbst ward von der hexe gar gering gehalten. Das dauerte
so eine Zeit, während welcher die Rite öfters nach dem Stalle schlich
und Hansel befahl, einen Finger durch das Gitter zu stecken, damit sie
fühle, ob er fett werde. Hansel aber steckte immer ein dürres Knöchelchen
heraus, und sie verwunderte sich, daß der Junge trotz dem guten Essen
so mager blieb. Endlich war sie das müde und sprach zu Gretel: ,,Rurz
und gut, heute wird er gebraten," und machte ein mächtiges Feuer in
dem Backofen, der neben dem Häuschen stand,- da schob sie hernach Brot
hinein, damit sie frischbackenes zum Braten habe. Das Gretel wußte
seines Herzens keinen Rat, und endlich hieß ihm die alte hexe, sich auf
die Schiebeschaufel zu setzen und in den Backofen zu lugen, die Rite wollte
sie nur ein bissel in den Ofen schieben, damit die Gretel sehe, ob das
Brot braun sei,- eigentlich aber wollte sie das arme Mägdlein gleich
zuerst darin braten.
Da kam aber das schneeweiße väglein geflogen und sang: ,,hüt'
dich, hüt' dich, sieh dich für!" Und da gingen der Gretel die Rügen auf,
daß sie der Riten böse List durchschaute und sagte: ,,Zeiget mir's zuvor,
wie ich's machen muß, dann will ich's tun." Gleich setzte sich die Rite aus
das Ofenbrett, und die Gretel schob am Stiel und schob sie so weit in
den Backofen, als der Stiel lang war, und dann klapp! schlug sie das
eiserne Türlein vor dem Ofen zu, schob den Riegel vor, und da der Ofen
noch erstaunlich heiß war, mußte die alte hexe drinnen Krickeln und
braten und elendiglich umkommen zum Sohn ihrer Übeltaten. Gretel
aber lies zum Häusel, ließ den aus dem Gänsestall, und der kam heraus
und fiel vor Freude dem treuen Schwesterlein um den hals, küßten sich
und weinten vor Freude und dankten Gott.
Und da war das weiße Doglein wieder da, und auch viele, viele
andere lValdvoglein, die flogen auf das Ruchendach des Häusleins, daraus
war ein Rest, und daraus nahm jedes Döglein ein buntes Steinchen oder
eine perle und trugen sie hin zu den Rindern - und Gretel hielt seinSchürz-
chen auf. daß es alle die vielen Steinchen fasse. Das schneeweiße Dög-
lein sang:
,,Perlen und Edelstein'
für die Brotbröselein."