Vom Wundermann hat man euch immer erzählt;
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt,
Die habt ihr nun köstlich in fänden."
6. Sie kommen nach brause, sie setzen den Krug
Ein jedes den Eltern bescheiden genug
Und harren der Schläg' und der Schelten.
Doch siehe, man kostet: „Lin herrliches Bier!"
Man trinkt in die Runde schon dreimal und vier,
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.
?. Das Wunder, es dauert zum morgenden Tag;
Doch fraget, wer immer zu fragen vermag:
„Wie ift's mit den Krügen ergangen?"
Die Mäuslein, sie lächeln, im stillen ergetzt;
Sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt,
Und gleich sind vertrocknet die Krüge.
8. Und wenn euch, ihr Rinder, mit treuem Gesicht
Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldernrann spricht,
So horchet und folget ihm pünktlich!
Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut,
Verplaudern ist schädlich, Verschweigen ist gut;
Dann füllt sich das Bier in den Krügen.
Komp, von C. Löwe: C. F. Zelter. Johann Wolfgang von Goethe.
Bild: „Der getreue Eckart" von W. v. Kaulbach
57. Zrigg.
Frigg, Odins rechtmäßige Gemahlin, der Hera-)uno entsprechend,
ist die Göttin der Ehe, des heiligen Herdes, des ehelichen Dauses, der
ehehäuslichen Wirtschaft: sie ist das Urbild der germanischen Hausfrau,
mit deren ernsten pflichten und stolzen Rechten. Daher ist sie die Lehrerin
und Beschirmerin des Spinnens, daher führt sie am Gürtel die Schlüssel
als Zeichen ihrer Schlüsselgewalt, d. h. der Leitung des Hausstandes.
Als Spinnerin lebt Frigg bis heute im Glauben des Volkes fort:
die drei Sterne, welche den Gürtel des Sternbildes Orion bilden, heißen
„Friggs Rocken". Bei den Bayern und Schwaben geht sie heute noch
um als Berchtfrau, Frau Bercht, d. h. Berchta, die Glänzende, wie die
Sage die Mutter Karls des Großen Bertha die Spinnerin
nannte, und wie die verlorene goldene Zeit, da diese Göttin des Segens
herrschte, beklagt wird mit dem Seufzer: „Die Zeit ist hin, da Bertha
A. Bock, Lesebuch II.
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