Object: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 3 
fand. Die Macht der Dominikaner erschien nichtig. Papst Leo X. 
achtete nicht auf die Anklagen Hogstratens und auf die Finsterlinge in 
Köln, gegen welche Ulrich von Hutten und die „Briefe der Dunkel¬ 
männer" schonungslos zu Felde zogen. Auch Franz von ^ickingen 
beschützte seinen gelehrten Freund Reuchlin und konnte rühmend sich 
nachsagen, daß er geholfen habe, der Wissenschaft einen glänzenden Sieg 
über die Dominikaner in Köln und ihre Geistesverwandten zu ver¬ 
schaffen. Unter solchen Verhältnissen trat Martin Luther auf. 
§. 2. Sie Deformation. 
1. Luthers Jugend und Bildungsgang. 
Hans Luther, ein armer Bergmann aus einem Bauerngeschlechte Wiartin Su= 
im meiningenschen Dorfe Möhra, reiste im November 1483 mit seiner 
Frau Maraaretba, einer aebornen Lindemann, auf den Jahrmarkt nach 1483 in ®i§s 
. Om-,, r j - leben geborel 
Eisleben. Hier wurde rhm am 10. eme Stunde vor Mitternacht ein 
Sohn geboren, welcher am 11. in der Taufe, weil es gerade Mar¬ 
tinstag war, den Namen Martin erhielt. Martin besuchte frühzeitig 
die Schule und ward vom Vater auf den Armen hingetragen. Vater 
und Lehrer behandelten den muntern, aufgeweckten Knaben äußerst 
streng, so daß er ein schüchternes Wesen annahm, welches er lange 
nicht ablegen konnte. „Mein Vater", sagt Luther selbst, „stäupte mich 
einmal so sehr, daß ich ihn floh und ward ihm gram, bis er mich 
wieder zu sich gewöhnte." 
Im 14. Jahre bezog Martin Luther die lateinische Schule zu 
Magdeburg. Da er sich jedoch hier nicht genug erwerben konnte, so 
schickte ihn der Vater nach Eisenach, wo Verwandte der Mutter wohn- besucht feie 
ten. Aber auch hier mußte der kleine Martin mit den Currendschülern Magdeburg 
umhergehen und mit Singen vor den Häusern sein Brot verdienen, u. Eisenach 
Sein herzlicher Gesang und sein frommes Wesen erwarben ihm die 
Zuneigung einer wohlhabenden, kinderlosen Frau, Ursula Cotta, einer- 
entfernten Verwandten seiner Eltern. Diese nahm den Knaben in ihr 
Haus auf, gab ihm hinreichenden Unterhalt und ließ ihn ungestört 
seinen Studien obliegen, so daß er sein Leben lang ihr dankbar war. 
Schon im 18. Jahre bezog Martin Luther die Universität Erfurt, ^e Un^- 
um dem Wunsche des Vaters gemäß Rechtswissenschaft zu studiren. flIrt 
Seine große Schüchternheit, seine Neigung zur Zurückgezogenheit und 
seine Gottergebenheit regten in ihm den Gedanken an, sein Leben 
Gott in stiller Andacht zu weihen und seine ganze Jugendkraft dem 
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